Heirat: Wie sage ich, dass ich (noch) nicht will?
Leser Sebastian (31) fragt:
Meine Freundin (29) und ich sind seit fünf Jahren ein Paar und wohnen seit drei zusammen. In letzter Zeit spricht sie immer öfter von Heirat. Ich kann mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen, aber bei dem Thema Ehe bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Wie kann ich ihr sagen, dass ich unsicher bin, ohne sie zu verletzen oder unsere Beziehung infrage zu stellen?
Antwort:
Die gute Nachricht: Viele Studien zeigen, dass tragfähige Partnerschaften – und besonders stabile Ehen – mit besserer psychischer Gesundheit und längerer Lebenserwartung einhergehen. Wer in einer verlässlichen Beziehung lebt, hat seltener depressive Symptome; in großen Analysen liegt das Risiko bei Unverheirateten merklich höher als bei Verheirateten. Die Qualität bleibt aber entscheidend: Der Schutz ist besonders stabil, wenn die Ehe als „gut“ erlebt wird – andauernder Streit hebt Vorteile wieder auf. Auch die Sterblichkeit ist in vielen Kohorten bei Verheirateten niedriger; das wird u. a. über soziale Unterstützung, geregelten Alltag und gemeinsame Ressourcen erklärt.
Ökonomisch kann Ehe Risiken teilen (Krankheit, Jobwechsel, Care-Arbeit). Zugleich bindet sie Sie rechtlich stark. Eine Scheidung bringt organisatorische und finanzielle Lasten, wer hier vorab klare Absprachen trifft (Rollen, Finanzen, ggf. Ehevertrag), erlebt diese Phase geordneter. Reale Stressoren sind Arbeitslosigkeit oder Schulden – Längsschnittdaten zeigen dafür einen erhöhten Trennungseinfluss. Ihre Ausgangslage verbessert sich, wenn Sie später heiraten, ähnliche Werte teilen und finanziell geordnet sind. US-Längsschnittdaten zeigen: Bei Paaren, in denen beide einen Collegeabschluss haben, liegt die Scheidungshäufigkeit in den ersten zehn Ehejahren meist im niedrigen einstelligen Bereich (rd. 5-7 Prozent).
Über 20 Jahre gesehen trennt sich etwa knapp ein Fünftel (ca. 22 Prozent) – deutlich weniger als in geringer gebildeten Gruppen. Für Ihre Entscheidung hilft ein kurzer Realitätscheck: Passen Werte und Alltag (Kinder, Geld, Zeit, Nähebedürfnis)? Wie lösen Sie Konflikte? Kehren Sie zügig in die Stabilität zurück? Wenn Sie diese und ähnliche Fragen mit „ja“ beantworten können, steigen die Chancen einer langlebigen Ehe. Liebe allein genügt leider nicht für eine glückliche Ehe, dazu sollten jenseits der Gefühle gemeinsame Werte den größeren Anteil bei der Frage, warum Sie heiraten wollen, ausmachen. Bleiben Sie in Ihren Erwartungen realistisch, dann geben Sie der Beziehung die Chance, die sie verdient.
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