Tripper auf dem Vormarsch: England impft, Österreich verhütet

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Großbritannien startet als erstes Land eine Impfkampagne gegen Tripper – mit einem Impfstoff gegen Meningokokken B. In Österreich ist der Impfstoff für diese Indikation nicht zugelassen, man setzt auf bewährte Schutzmaßnahmen.

In Großbritannien wurden 2023 über 85.000 Gonorrhö-Fälle gemeldet – dreimal so viele wie 2012. In der Schweiz ist die Situation ähnlich: Dort haben sich die Fallzahlen seit 2015 mehr als verdreifacht. Auch Österreich bleibt nicht verschont. Laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden im Jahr 2023 in Österreich 419 Proben von 398 Patient:innen positiv auf Gonokokken getestet. Anzumerken ist, dass nur eine eingeschränkte Meldepflicht besteht. Alarmierend ist dennoch, dass der Erreger Neisseria gonorrhoeae zunehmende Resistenzen gegenüber gängigen Antibiotika zeigt.

Meningokkoken-Impfstoff gegen Tripper

Das dürfte mit ein Grund sein, warum das Vereinigte Königreich nun als erstes Land eine Impfkampagne gegen Tripper startet. Die britische Impfkampagne richtet sich an sogenannte Risikogruppen: Männer, die Sex mit Männern haben, Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern oder mit kürzlich diagnostizierten sexuell übertragbaren Krankheiten. Verwendet wird dabei der Impfstoff 4CMenB – ursprünglich entwickelt zum Schutz von Kleinkindern vor Meningokokken B, einer schweren Form der Hirnhautentzündung.

Laut Studien des britischen Joint Committee on Vaccination and Immunisation (JCVI) bietet dieser Impfstoff auch einen gewissen Schutz gegen Gonorrhö. Schätzungen zufolge liegt die Wirksamkeit bei etwa 30 bis 40 Prozent – zwar kein vollständiger Schutz, aber ein bedeutender Schritt im Kampf gegen resistente Bakterienstämme.

Impfambitionen in Österreich?

„Mitnichten“, weist Infektiologe Marton Szell entsprechende Erwartungen zurück. „Der Impfschutz ist gering und wissenschaftlich nicht ausreichend gesichert.“ Darüber hinaus ist der Impfstoff gegen Meningokokken nicht durch die EMA als Impfung gegen Gonorrhö zugelassen. (Anm.: Seit dem Brexit ist die MHRA – Medicines and Healthcare products Regulatory Agency – für die Zulassung von Arzneimitteln im Vereinigten Königreich zuständig.)

Somit handelt es sich um eine „Off-Label“-Indikation, die man nur im Ausnahmefall und bei Personen mit hohem Risiko verabreichen sollte – und das auch nur nach sorgfältiger Aufklärung.

Fazit des Experten: Eine Empfehlung für diese Impfung gibt es in Österreich derzeit nicht. Kondome bieten einen wesentlich besseren Schutz als die Impfung.

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