Die Inhaltsstoffe in Aposec hingegen helfen dem Körper, sich nicht selbst weiter zu schädigen: „Sie wirken wie ein Schirm, der dem Immunsystem sagt, ,lass das geschädigte Areal in Ruhe‘. Dadurch bleiben die Schäden kleiner. Wo schon ein Schaden entstanden ist, wird die Neubildung von Gefäßen angeregt.“
Bei offenen Wunden soll Aposec dazu führen, dass sich diese schneller schließen – ebenfalls durch die Dämpfung von Entzündungsreaktionen und antimikrobielle Substanzen: „Das sind natürliche Antibiotika, die Bakterien abtöten und auch die Durchblutung verbessern.“
2015 war die Grundlagenforschung abgeschlossen: „Wir waren davon überzeugt, die Basis für ein Medikament einer neuen Substanzgruppe gelegt zu haben.“
Ankersmits Forschung bekam von Beginn an Unterstützung von öffentlichen Stellen wie der Christian-Doppler-Gesellschaft oder der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Doch um weitermachen zu können, reichte das nicht. Für die Entwicklung eines Prüfmedikaments, das für Studien zugelassen wird, wurden 12 Mill. Euro veranschlagt. Auch die Kosten einer ersten kleinen klinischen Studie an Menschen zur Prüfung der Sicherheit und Verträglichkeit sind enthalten: „Wir hatten 2015 großes Glück, Hans Peter Haselsteiner mit seiner Privatstiftung als Investor gewinnen zu können.“ Haselsteiner und eine NÖ-Privatstiftung sprachen Ankersmit den Betrag zu.
Mit dieser Unterstützung gelang, was viele Skeptiker nicht für möglich hielten: Die Arzneimittelbehörde AGES in Österreich und auch das Paul-Ehrlich-Institut in Deutschland genehmigten den Einsatz von Aposec für eine Studie zur Wundbehandlung bei Diabetikern: „Dass uns das gelungen ist, die unsere größte wissenschaftliche Leistung. Denn ein derartiges Präparat aus weißen Blutkörperchen hat es noch nicht gegeben. Aber die Behörden haben die Innovation anerkannt.“
Hergestellt wird das Prüfmedikament (noch ist es ja nicht zugelassen) in der Blutspendezentrale des Roten Kreuzes in Linz. Dort wird das Sekretom der weißen Blutkörperchen bearbeitet. Von je zwölf Blutspendern werden weiße Blutkörperchen gepoolt (gemischt) und bestrahlt. Mögliche Viren werden inaktiviert, das Sekretom wird abgetrennt, das fertige Präparat gefriergetrocknet.
Im Oktober begann in Österreich, Deutschland, Tschechien und Polen die von den zwei Stiftungen mit weiteren vier Millionen Euro geförderte zweite Studie: Insgesamt 130 Patienten mit einer chronischen diabetischen Fußwunde sollen mit einem Aposec-Gel behandelt werden. „35 haben wir schon, aber wir benötigen noch 95“ (siehe unten).
Solche Wunden werden von vielen Diabetikern lange ignoriert: „Vielfach kommt es erst zur Behandlung, wenn es fast schon zu spät ist und eine Amputation droht.“ Bei großen Wunden kann es Monate dauern, bis sie nach Beginn einer Therapie abheilen. „Und die Therapiemöglichkeiten sind bisher sehr beschränkt.“
Ein Monat lang wird drei Mal die Woche das Gel auf die Wunde aufgebracht. „Wir hoffen, so wie im Tierversuch den Heilungsprozess deutlich beschleunigen zu können.“
Bis Mitte 2023 sollen die Ergebnisse vorliegen – dann könnte die finale Studie vor der Zulassung starten. Gleichzeitig ist mit Experten der MedUni Innsbruck eine Studie mit Schlaganfallpatienten in Vorbereitung: „Wenn wir sehen, dass das Mittel auf der Haut funktioniert, ist die Hoffnung groß, dass auch Schäden an Herz- und Hirnzellen repariert und verhindert werden können.“
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