Von Krämpfen gebeutelt am Boden liegen, verdrehte Augen, Kontrollverlust – noch immer haben viele Menschen solche Bilder vor Augen, wenn sie an Epilepsie denken. Das zeigt: Die Stigmatisierung von Betroffenen ist nach wie vor ein großes Problem.
Auch Vorurteile halten sich hartnäckig, etwa, dass bei epileptischen Anfällen Hirnzellen zerstört werden, die Erkrankung nur schwer zu behandeln ist oder mit einer geistigen Behinderung einhergeht. All das kann gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität betroffener Menschen haben.
Eine neue Studie aus Indien, die kürzlich im Fachblatt Neurology veröffentlicht wurde, legt nun nahe, dass Yoga sich förderlich auf die empfundene Stigmatisierung Epilepsie-Betroffener auswirken könnte. Auch die Anfallshäufigkeit konnte in der Untersuchung durch die Bewegungsart verringert werden.
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Die Forschenden erklären, was den Betroffenen am meisten half und welche positiven Effekte sich noch zeigten:
Wie Yoga, Meditation, Atmen und gute Gedanken helfen
Die Forschenden des All India Institute Of Medical Science in Neu-Delhi konnten insgesamt 160 Männer und Frauen mit Epilepsie im Alter zwischen 18 und 60 Jahren für die Studie rekrutieren. Die Betroffenen erlitten durchschnittlich einen Anfall pro Woche und nahmen zwei oder mehr Antiepileptika ein. Wie stark sich die Studienteilnehmenden aufgrund ihrer Erkrankung stigmatisiert fühlten, ermittelte man mittels Fragebogen.
Ein Teil der Probandinnen und Probanden nahm an einem dreimonatigem Yogaprogramm teil. Dabei wurden Yoga und Meditation praktiziert, Atemtechniken erlernt und positive Glaubenssätze vermittelt. Die Arbeit mit Glaubenssätzen, auch Affirmationen genannt, ist eine Methode des Mentaltrainings, bei dem eine positiv formulierte Aussage über einen längeren Zeitraum regelmäßig wiederholt wird und das Denken in diese Richtung lenken soll.
Die Kontrollgruppe nahm an "Schein-Yoga"-Sitzungen teil. Man führte zwar dieselben Übungen wie die Patientinnen und Patienten aus der echten Yoga-Gruppe aus. Die Männer und Frauen erhielten aber keine Anleitungen zur Atmung und wurden auch nicht angewiesen, die Aufmerksamkeit auf den Körper zu lenken – zwei Schlüsselkomponenten des Yoga. Beide Gruppen nahmen an sieben einstündigen Yoga-Gruppensitzungen teil, wurden gebeten, die Übungen fünfmal pro Woche zu Hause zu praktizieren, und erhielten auch psychoedukatives Material zu Epilepsie.
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Stigma kann "das Leben einer Person in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen"
Am Ende der sechsmonatigen Nachbeobachtung reduzierte sich die Anfallshäufigkeit in der Yoga-Gruppe deutlich stärker als in der Kontrollgruppe. Bei einem großen Anteil der Yoga-Praktizierenden reduzierten sich die Anfälle gar um die Hälfte.
In der Yoga-Gruppeließ insbesondere auch das Gefühl, stigmatisiert zu sein, deutlich nach. Gefühle der Angst traten in den Hintergrund, die Lebensqualität stieg. In der Kontrollgruppe hatten die Übungen hingegen keine positiven Effekte. Das Gefühl der Stigmatisierung stieg sogar leicht an.
"Unsere Studie hat gezeigt, dass Yoga die Belastung durch Epilepsie lindern und die Lebensqualität insgesamt verbessern kann, indem es dieses wahrgenommene Stigma reduziert", wird Majari Tripathi, Neurologin und Studienleiterin, in einer Aussendung zitiert. Das mit Epilepsie verbundene Stigma könne "das Leben einer Person in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen". So würde etwa eine erfolgreiche Behandlung dadurch erschwert. Auch die Psyche werde in Mitleidenschaft gezogen.
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