Die Schwiegermutter will mein Kind erziehen, wie setze ich Grenzen?

Großmutter beim Keksebacken
Was tun, wenn sich die Großeltern zu sehr in die Kindererziehung einmischen? Psychotherapeut Christian Beer gibt Rat.

Leserin Teresa (32) fragt:

Meine Schwiegermutter betreut regelmäßig unsere Tochter (3), worüber ich dankbar bin. Allerdings mischt sie sich zunehmend in die Erziehung ein, meist indirekt über meinen Mann. Er nimmt die Tipps oft an und stellt Absprachen infrage. Wie kann ich beiden sagen, dass ich mir weniger Einmischung wünsche – ohne zu verletzen?

Antwort:

Sie vergrämen die Oma nicht, Sie klären liebevoll Ihre Rolle als Mutter. Kinder bis etwa acht Jahre erleben die Welt aus ihrer eigenen Perspektive. Was sie beobachten, prägt ihr Beziehungsmodell tief. Wenn ein Kind sieht, dass die Eltern einander an erste Stelle setzen – und es liebevoll an zweiter folgt –, lernt es etwas Wichtiges: In einer Partnerschaft darf ich den anderen zur Priorität machen, weil ich mich gleichzeitig durch seine Augen als Nummer eins erleben kann. Diese wechselseitige Bezogenheit erfordert die Fähigkeit, zwei Perspektiven zu integrieren – etwas, das sich erst mit der Hirnreife ab etwa acht Jahren entwickelt. Sie entsteht nicht durch Erziehung, sondern durch emotionale Erfahrung, idealerweise im täglichen Miteinander der Eltern. Stellt sich Ihr Mann eher als Sohn denn als Ihr Partner auf, entsteht Verwirrung – für Sie und für Ihr Kind. Erinnern Sie ihn freundlich, aber klar: Sie sind seine wichtigste Bezugsperson, nicht seine Mutter.

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