Depressionen im Alter könnten frühes Warnsignal für Demenz sein

Eine ältere Frau umarmt einen älteren Mann.
Eine japanische Studie findet auffällige Veränderungen im Gehirn von älteren Menschen mit Stimmungserkrankungen.

Depressionen und Stimmungserkrankungen im höheren Lebensalter könnten mehr als nur psychische Leiden sein: Sie könnten Hinweise auf eine beginnende Demenzerkrankung geben – lange bevor Gedächtnisprobleme oder andere typische Symptome auftreten. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Japan, die nun im Fachjournal Alzheimer’s & Dementia veröffentlicht wurde.

Ein Forschungsteam vom National Institute for Quantum Science and Technology untersuchte mithilfe von Hirnscans ältere Menschen mit sogenannten spät beginnenden affektiven Störungen – also Depressionen oder bipolaren Erkrankungen, die erst im Alter auftraten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Bei rund der Hälfte der Betroffenen fanden sich auffällige Eiweißablagerungen im Gehirn, sogenannte Tau-Proteine, die mit Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung stehen. In der Kontrollgruppe gesunder älterer Menschen lag dieser Anteil nur bei etwa 15 Prozent.

Stimmungssymptome im Schnitt sieben Jahre vor ersten Demenzsymptomen

Auch die bei Alzheimer typischen Amyloid-Ablagerungen waren bei den Patienten deutlich häufiger nachweisbar. In ergänzenden Untersuchungen von Hirngewebe aus Autopsien zeigte sich: Stimmungssymptome wie Depression oder Manie traten im Durchschnitt rund sieben Jahre vor dem Auftreten erster kognitiver oder motorischer Beeinträchtigungen auf.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte psychiatrische Symptome im Alter frühe Anzeichen für beginnende neurodegenerative Prozesse sein können – lange bevor eine Demenz diagnostiziert wird“, wird Studienautor Shin Kurose in einer Aussendung zitiert. 

Besonders betroffen waren in der Studie Regionen im Frontalhirn, die für Emotionsregulation und Entscheidungsfindung zuständig sind. Diese Veränderungen könnten erklären, warum sich erste Anzeichen von Alzheimer oder anderen Erkrankungen häufig in der Psyche statt im Gedächtnis zeigen.

Die Forscher hoffen nun, dass ihre Erkenntnisse helfen, gefährdete Patienten früher zu identifizieren. Die eingesetzten PET-Scans mit speziellen Tracern könnten künftig als Biomarker dienen – also als messbare Hinweise auf krankhafte Prozesse im Gehirn. Eine frühzeitige Diagnose eröffnet die Chance, Therapien früher anzuwenden und das Fortschreiten von Demenz möglicherweise zu verlangsamen.

Kommentare