Corona: Neuer PCR-Test erkennt sofort auch Mutationen
Ein Salzburger Unternehmen hat einen PCR-Test entwickelt, der ohne Sequenzierung die britische und südafrikanische Mutation von Covid-19 sofort nachweisen kann. Schon am Tag der Auslieferung wurden an drei Standorten Mutanten festgestellt, sagte Kamil Önder, Geschäftsführer von Procomcure Biotech in Thalgau, am Dienstag zur APA. Im Tauernklinikum Zell am See wurde bei vier von 30 Proben die britische Mutation B 1.1.7 festgestellt, wie das Klinikum bestätigte.
Laut Önder ist es das weltweit erste Produkt dieser Art, das mit ISO-Zertifizierung und klinisch validiert (IVD-CE) bereits die Zulassung durchlaufen hat und mehrere Mutationen auf einmal screenen kann. Derzeit handelt es sich noch um eine Nachprobe, das heißt, ein Teil der genommenen Probe wird extra auf diese beiden Mutationen untersucht. "Das Ergebnis liegt nach 60 bis 90 Minuten vor. Das Ganze geht ohne Sequenzierung, ist kostengünstig und einfach sehr schnell, was ein großer Vorteil ist", so der Geschäftsführer. Außerdem könnten die Test in allen Labors ohne neue Geräte oder zusätzliche Schulung eingesetzt werden, weil sich die Tätigkeit nicht vom normalen PCR-Test unterscheide.
In rund drei Wochen soll seinen Angaben zufolge bereits ein Nachfolgeprodukt auf den Markt kommen, bei dem die Mutationen schon beim eigentlichen PCR-Test - also ohne Nachtestung - festgestellt werden können. Außerdem soll es dann sämtliche bisher bekannten Mutationen, also auch die dänische und die brasilianische Variante, erkennen. Hier seien die klinischen Studien und das Zulassungsverfahren noch nicht ganz abgeschlossen.
Anfragen aus England
Nach Angaben Önders sei die Resonanz auf das erst gestern bei den Kunden - Spitäler, Krisenstäbe, öffentliche Einrichtungen etc. - vorgestellte Produkt gewaltig, selbst die britische Botschaft habe sich bereits bei ihm gemeldet. Die Priorität seines Unternehmens bleibe aber in Österreich, daher werde man der Regierung auch anbieten, dass man täglich bis zu 50.000 PCR-Tests samt Suche nach Mutationen bewältigen könne. "Derzeit ist ja die Testung für Österreich vollkommen dezentral."
Das Thalgauer Unternehmen kann pro Woche bis zu fünf Millionen PCR-Tests produzieren. Ein Test-Kit wird derzeit um sechs Euro angeboten, dieser Preis könne aber je nach Produktionszahl und Lieferumfang variieren, sagte der Geschäftsführer.
Am Montag wurden die Tests bereits an drei Standorten eingesetzt. Neben dem österreichischen Spital war es noch ein Krankenhaus im grenznahen Bayern, wo ebenfalls die britische Mutation entdeckt wurde, und in einem anderen deutschen Krankenhaus wurde bei zwei Proben die dänische Mutation festgestellt, die dort versuchsweise ebenfalls bereits gescreent wurde.
Procomcure Biotech betonte außerdem, dass die Tests von der Forschung und Entwicklung bis zur Produktion zu 100 Prozent "Made in Austria" sind.
Innsbrucker Start-up
Das Spin-off Sinsoma der Universität Innsbruck hat gemeinsam mit Forschern der Uni ebenfalls zwei neue Verfahren entwickelt, durch die Varianten des Coronavirus schneller und effizienter identifiziert werden könne. Mit einem selbst entwickelten PCR-Test lasse sich die britische Variante in nur drei Stunden ausschließen, teilte die Uni am Dienstag in einer Aussendung mit.
„Dank der abgewandelten Methode unseres PCR-Verfahrens können wir die britische Variante in nur drei Stunden praktisch ausschließen. Das ist durch den Nachweis einer bestimmten Veränderung im für das Coronavirus charakteristischen Spike-Proteins möglich“, erklärte Martina Gruber aus dem Entwicklungsteam von Sinsoma. Diese Mutation komme in über 99 Prozent aller Fälle der britischen Coronavirus-Variante vor, weshalb man bei ihrem Fehlen sehr sicher sagen könne, dass es sich nicht um diese Variante handle.
Neben dieser Vorselektion entwickelten die Wissenschafter zudem eine Vorgangsweise zur Sequenzierung des Coronavirus-Erbguts. Damit sollen neben der britischen Variante auch weitere, wie etwa die brasilianische oder südafrikanische Variante, in nur 48 Stunden nachgewiesen werden können. Während bisherige Sequenzierungsverfahren meist das gesamte Genom des Coronavirus untersuchen, fokussieren sich die Forscher bei Sinsoma nur auf einen kleinen Teil - das erspare einiges an Zeit.
Kommentare