Brustkrebs: 40 Prozent halten Früherkennungs-Intervall nicht ein

Eine Frau bei der Mammografie.
Mammografie-Versorgungsrate in Österreich bei 58 Prozent, EU empfiehlt 70 Prozent.

Jährlich erkranken rund 5.500 Österreicherinnen an Brustkrebs und 1.500 Betroffene sterben. Dennoch liegt die Teilnahme am Früherkennungsprogramm bei maximal 43 Prozent, berichtete die Radiologin Alexandra Resch am Donnerstag bei einem Medientermin. Ein großes Problem ist die Wiederteilnahmerate nach dem vorgesehenen Intervall von zwei Jahren von nur 60 Prozent. "Das heißt, dass wir 40 Prozent der Frauen, die schon drinnen waren im Programm, wieder verlieren", sagte Resch.

"Es reicht nicht einmal eine Mammografie zu machen und dann nie wieder", betonte auch ihr Kollege Klaus Wicke bei dem Hintergrundgespräch in Wien. Der Tumor könne am Tag nach der Kontrolle zu wuchern beginnen "und dann hoffentlich bei der nächsten Mammografie noch klein zu erkennen sein", appellierte der Mediziner zur regelmäßigen Teilnahme an dem Screening-Programm. Die Chance, dass der Krebs geheilt werden kann ist wesentlich höher, wenn man ihn früh erkennt, sagte der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Radiologie der Österreichischen Ärztekammer.

Einladung per Brief

Seit dem Jahr 2014 werden österreichweit alle Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren im Abstand von zwei Jahren per Brief zur Mammografie (Röntgenuntersuchung der Brust) eingeladen. Frauen zwischen 40 und 44 Jahren sowie über 70 Jahren können auf eigenen Wunsch ebenfalls an dem Programm teilnehmen. Inklusive der rund 43 Prozent Teilnahmerate im Screeningintervall 2018/19 plus zusätzlicher Mammografien außerhalb des Einladungsprogramms kommt Österreich auf eine Mammografie-Versorgungsrate von maximal 58 Prozent, erläuterte Resch. Der Sollwert laut EU-Guidelines sei 70 Prozent, was beispielsweise in Großbritannien und skandinavischen Ländern übertroffen werde.

Einen starken Knick in der Teilnahmerate gab es auch im zweiten Quartal des Jahres 2020 durch das Aufkommen der Corona-Pandemie. "Es ist verständlich, dass Vorsorgeuntersuchungen zuerst verschoben wurden", sagte Resch. Die Auswirkungen seien aber jetzt noch zu sehen, dass Frauen später zur Kontrolle gekommen sind, die Zahl größere Tumore habe zugenommen. Auch migrantische Kreise seien teilweise schwer über das Einladungsprogramm erreichbar - trotz mehrsprachiger Einladungsbriefe, berichteten beide Mediziner.

Sterblichkeit senken

Brustkrebs ist der häufigste Krebs bei Frauen. Ziel des Screening-Programms ist es, die Sterblichkeit zu senken, betonte Resch, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Senologie. Die Prognose sei mittlerweile besser, weil es die Früherkennung gibt. Dadurch würden nicht nur viele Karzinome gefunden, sondern besonders viele kleine. Aber: jemand der zwei Runden auslässt, also nur alle sechs statt alle zwei Jahre zur Kontrolle geht, habe statistisch gesehen keinen Nutzen mehr von dem Programm, so der dringende Rat, die Intervalle einzuhalten.

Die "Opt-in"-Möglichkeit ab 40 und dann wieder ab 70 Jahren hat sich aufgrund der Zahl der Entdeckungen von Brustkrebsneuerkrankungen laut Resch bewährt. Weitere Daten zeigen außerdem, dass bei 40- bis 55-Jährigen und bei Frauen mit dichtem Brustdrüsengewebe ein einjähriges Intervall sinnvoll sein könnte. Das müsse sich aber erst weiter herauskristallisieren, bevor es in das Programm einfließe, das weiterhin wissenschaftlich begleitet wird.

Die Kampagne "Meine Brust. Ich schau drauf" der Bundesfachgruppe Radiologie der Ärztekammer wird ebenfalls fortgesetzt, betonte Wicke. Das Screeningprogramm selbst würde mit Jahresende auslaufen, wurde aber bis Ende 2028 neu verhandelt und müsse nur noch durch die Gremien von Ärztekammer und Sozialversicherung. Unter anderem wurden Honorare neu verhandelt und eine Unterstützung für die Mediziner beim Einsatz des modernen Tomosynthese-Verfahrens (3D-Mammographie), das laut Resch in Wien bereits für einen Großteil der Mammografien zur Verfügung steht.

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