Häufiges Blutspenden stärkt Blutzell-Erneuerung

Blutspenden kann zu genetischen Veränderungen bei Blutzellen führen.
Zusammenfassung
- Häufiges Blutspenden führt zu genetischen Anpassungen in Blutstammzellen, die positiv auf die Blutzellbildung wirken könnten.
- Vielspender zeigen häufiger eine Mutation im DNMT3A-Gen, die bei der schnellen Blutzellerneuerung nach Spenden vorteilhaft ist.
- Studien zeigen, dass diese Mutationen kein erhöhtes Risiko für Krankheiten darstellen und Blutspenden als sicher gelten.
Blutspenden rettet Leben – und könnte sogar positive Auswirkungen auf die Blutzellbildung haben. Eine neue deutsche Studie zeigt, dass häufige Blutspender genetische Anpassungen in ihren Blutstammzellen entwickeln.
Blutstammzellen sind wahre Alleskönner: Sie erneuern unser Blut und stellen sicher, dass wir stets mit frischen roten und weißen Blutkörperchen versorgt werden. Im Laufe des Lebens können sich darin genetische Veränderungen ansammeln, die sogenannte klonale Blutbildung begünstigen. Manche Mutationen erhöhen das Risiko für Blutkrebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Klonale Blutbildung wird bei mehr als zehn Prozent der über 60-Jährigen und bei über der Hälfte der über 80-Jährigen beobachtet.
Forschende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Stammzellinstituts HI-STEM und des DRK-Blutspendedienstes wollten herausfinden, ob und wie häufiges Blutspenden diesen Prozess beeinflusst. Dazu analysierte das Forschungsteam das Erbgut von Blutzellen von 429 Spendern. Verglichen wurden Personen, die mehr als 100 Mal gespendet hatten, mit solchen, die weniger als zehn Mal Blut gespendet hatten.
Vielspender wiesen spezielle Mutationen auf
Das Ergebnis: Vielspender weisen häufiger eine spezielle Mutation im DNMT3A-Gen auf. Dieses Gen spielt eine wichtige Rolle in der epigenetischen Regulation, also der Anpassung der Genaktivität an äußere Einflüsse.
In einer Situation, in der der Körper das verlorene Blut möglichst schnell nachbilden muss, besitzen die mutierten Zellen einen Vorteil. Unter dem Einfluss des Hormons Erythropoietin (EPO), das nach Blutverlust und daher auch nach einer Blutspende vermehrt ausgeschüttet wird, können sich die Zellen mit diesen DNMT3A-Mutationen gegenüber anderen Stammzellen behaupten und anreichern. „Es ist, als würde sich der Körper an die Herausforderung anpassen und bestimmte Genvarianten begünstigen, die es erlauben, mit dem Stress nach der Blutspende besser umzugehen und die verlorenen Blutzellen schneller zu ersetzen“, erklärt Studienautorin Darja Karpova.
Birgt das ein Risiko für die Spender? Die Forschenden geben Entwarnung: Die beobachteten Mutationen beeinflussen die normale Blutbildung nicht negativ und sind nicht mit einem erhöhten Risiko für Leukämie oder andere Krankheiten verbunden. „Blutspenden retten Leben – und selbst auf molekularer Ebene gibt es keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für die Spender“, fasst Studienleiter Andreas Trumpp vom DKFZ zusammen. Die Studie bestätigt laut den Forschenden damit wissenschaftlich, was die jahrzehntelange klinische Erfahrung bereits zeigt: Blutspenden ist sicher – und könnte sogar positive Effekte auf die Blutzellbildung haben.
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