Bakterielle Vaginose: Der Partner muss mitbehandelt werden

Bakterielle Vaginose: Der Partner muss mitbehandelt werden
Bakterielle Vaginose (BV) betrifft rund ein Drittel aller Frauen im Laufe ihres Lebens. Die häufige Erkrankung der Scheidenflora kann völlig symptomlos verlaufen oder sich durch Brennen, Juckreiz und einen unangenehm fischartig riechenden Ausfluss bemerkbar machen - ein klassisches Erkennungsmerkmal, das sich von Pilzinfektionen unterscheidet. Die Ursache der BV ist eine bakterielle Fehlbesiedlung: Die normalerweise dominierenden Laktobazillen werden dabei von anaeroben Keimen wie Gardnerella vaginalis oder Atopobium vaginae verdrängt.
Standardmäßig wird mit Antibiotika behandelt. Als Mittel der ersten Wahl gilt Metronidazol, das oral oder lokal über bis zu sieben Tage verabreicht wird. Auch Clindamycin ist eine etablierte Alternative. Ergänzend können Antiseptika wie Octenidin oder Dequaliniumchlorid sowie Probiotika zur Stabilisierung der Vaginalflora eingesetzt werden. Letzteres mit dem Ziel, Rückfälle zu verhindern.
Partnerbehandlung halbiert die Rückfallrate
Ob allerdings auch der männliche Partner mitbehandelt werden sollte, ist bislang umstritten. Die aktuelle Studie aus Australien bringt nun neue Bewegung in diese Debatte.
In einer offenen, randomisierten und kontrollierten Studie untersuchten die Wissenschafter Paare, bei denen die Frau aktuell an einer bakteriellen Vaginose litt und sich in einer monogamen Beziehung mit einem Mann befand. Insgesamt wurden 164 Paare in die Studie aufgenommen: 81 kamen in die Partnerbehandlungsgruppe und 83 in die Kontrollgruppe. Während in der Kontrollgruppe nur die Frau mit der etablierten Standardtherapie behandelt wurde, erhielt der männliche Partner in der Interventionsgruppe zusätzlich eine kombinierte orale und lokale Behandlung: Metronidazol-Tabletten (400 mg) sowie eine 2%ige Clindamycin-Creme, die zweimal täglich für sieben Tage auf die Penishaut aufgetragen wurde.
Nach zwölf Wochen zeigte sich ein klarer Unterschied: In der Gruppe mit Partnertherapie kam es bei 35 Prozent der Frauen zu einem Rückfall, in der Kontrollgruppe hingegen lag die Rückfallrate bei 63 Prozent.
Neue Perspektiven für die Praxis?
Die Ergebnisse legen nahe, dass die Behandlung der bakteriellen Vaginose erfolgreicher ist, wenn auch der männliche Partner antimikrobiell behandelt wird – zumindest in stabilen, monogamen Beziehungen, so die Schlussfolgerungen der Forscher. Die bisherige Praxis, sich ausschließlich auf die Behandlung der Frau zu konzentrieren, könnte damit künftig neu bewertet werden.
Offen bleiben die Fragen, wie nachhaltig der Effekt über einen längeren Zeitraum sei und ob man das Konzept überhaupt auf wechselnde Partnerkonstellationen übertragen lasse.
Die Studie wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
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