Neue Studie: Wie die Größe der Lippen unser Schönheitsideal prägt

Weiblicher Mund mit Hyaluronspritze
Wie groß ist zu groß – und wie schmal ist zu schmal? Eine neue Studie zeigt: Die Größe unserer Lippen beeinflusst, wie attraktiv ein Gesicht wahrgenommen wird.

Zusammenfassung

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  • Frauen bevorzugen vollere Lippen bei Frauen als Männer das tun.
  • Vorherige visuelle Eindrücke beeinflussen die spätere Wahrnehmung von Lippenattraktivität.
  • Lippenvergrößerungen könnte die Wahrnehmung von Normalität und Schönheit verschieben.

Ein Psychologenteam der Universität Sydney untersuchte, wie Männer und Frauen Gesichter mit unterschiedlich großen Lippen bewerten und welchen Einfluss visuelle Eindrücke auf unsere Urteile haben. Ziel der Studie war es, zu verstehen, wie Schönheit wahrgenommen wird und inwieweit frühere Erfahrungen unsere Vorstellung von Schönheit langfristig prägen.

Voll bei Frauen, schmal bei Männern

Für die Studie rekrutierte das Forschungsteam 32 Studierende, je zur Hälfte Frauen und Männer. Diesen wurden insgesamt 168 digitale manipulierte Gesichter gezeigt, bei denen die Lippen systematisch in sieben Größen - von sehr schmal bis deutlich voluminös - eingeteilt waren. Jedes Gesicht wurde für 1,25 Sekunden eingeblendet, anschließend wurde die subjektive Attraktivität bewertet. In weiteren Durchläufen wurden vom Gesicht isolierte Lippen gezeigt. Damit wollte prüfen, ob sich auch ohne den Kontext eines ganzen Gesichts ein Anpassungseffekt einstellt. 

Das zentrale Ergebnis: Über alle Teilnehmer hinweg wurden männliche Gesichter mit schmaleren Lippen als attraktiver eingestuft, weibliche Gesichter hingegen mit volleren Lippen. Ein genauerer Blick auf die Geschlechter der Testpersonen zeigt: Frauen bevorzugten bei anderen Frauen deutlich vollere Lippen. Männer hingegen fanden weibliche Gesichter mit „unveränderten“ Lippen – also in ihrer natürlichen Ausprägung – am schönsten.

„Diese Unterschiede zeigen, dass Attraktivität keine objektive Größe ist, sondern stark vom Geschlecht und den visuellen Erfahrungen des Betrachters abhängt“, sagt Studienleiter David Alais.

Bilderreihe mit Gesichtern und unterschiedlichen Lippen

Was wir sehen, prägt, was wir mögen

Ein besonders interessanter Aspekt der Studie ist der sogenannte Anpassungseffekt: Teilnehmende, die zuvor Bilder mit vollen Lippen gesehen hatten, bewerteten später andere Gesichter mit vollen Lippen ebenfalls positiver. Dieser Effekt ist aus der Wahrnehmungsforschung bekannt und betrifft alles von Kunst bis Kulinarik. Neu ist: Auch Lippen scheinen dieser kognitiven Dynamik zu unterliegen. Das war selbst dann der Fall, wenn nur isolierte Lippen gezeigt wurden. Schluss der Forscher:  Die Lippengröße wird vom Gehirn als eigenständiges Merkmal kodiert, das von der gesamten Gesichtsstruktur getrennt ist.

Auswirkungen auf das Körperbild

Angesichts der wachsenden Beliebtheit von Schönheitsbehandlungen, insbesondere Lippenvergrößerungen, wirft die Studie kritische Fragen auf. „Unsere Forschung deutet darauf hin, dass der ständige Anblick vergrößerter Lippen die Wahrnehmung dessen, was als normal oder schön gilt, verschieben kann“, erklärt Alais. Die Folge: ein möglicher Trend zur „Lippendysmorphie“, bei der das eigene Erscheinungsbild als ungenügend empfunden wird – ein psychologisches Phänomen mit realen Folgen für das Selbstwertgefühl, so Alais. 

Das Fazit der Autoren: Die Wahrnehmung von Attraktivität unterliegt einem komplexes Zusammenspiel zwischen sozialer Konditionierung und Geschlecht. Wie Menschen auf Gesichtszüge reagieren, liegt an ihren unmittelbar vorangegangenen und gewohnten visuellen Erfahrungen

Um besser zu verstehen, wie kosmetische Eingriffe langfristig das Körperbild beeinflussen und möglicherweise zu Körperdysmorphie führen können, sind weitere Studien nötig. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B. veröffentlicht.

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