Abnehmmedikamente senken auch das Krebsrisiko – unabhängig vom Gewichtsverlust

Eine Frau spritzt sich das Diabetesmittel Ozempic.
Das Risiko für Adipositas-bedingte Krebsarten nahm deutlich ab - im Vergleich zu Menschen mit Adipositas, die durch einen chirurgischen Eingriff abnahmen.

Zusammenfassung

  • GLP-1-Rezeptoragonisten zeigen zusätzliche krebshemmende Wirkungen über Gewichtsabnahme hinaus.
  • Studie vergleicht GLP-1-Medikamente und bariatrische Chirurgie bei über 6.300 Patienten mit Typ-2-Diabetes.
  • GLP-1-Therapie zeigt 41% geringeres relatives Risiko für Adipositas-bedingten Krebs im Vergleich zu operierten Patienten.

Medikamente zur Gewichtsreduktion aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptoragonisten – bekannt durch Wirkstoffnamen wie Wegovy und Saxenda – zeigen laut einer neuen Studie nicht nur Erfolge beim Abnehmen, sondern bieten auch einen zusätzlichen Schutz vor bestimmten Krebsarten. Die Ergebnisse wurden beim Europäischen Adipositas-Kongress (ECO) im spanischen Málaga vorgestellt und in der Fachzeitschrift eClinicalMedicine veröffentlicht.

Die Forschenden analysierten Daten von über 6.300 stark übergewichtigen Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes aus Israel, die entweder mit GLP-1-Medikamenten oder mit bariatrischer Chirurgie behandelt wurden. Über einen durchschnittlichen Zeitraum von 7,5 Jahren verglichen sie das Auftreten von sogenannten Adipositas-bedingten Krebserkrankungen – darunter Brustkrebs nach den Wechseljahren, Dickdarm- oder Gebärmutterkrebs.

Geringeres Risiko mit Abnehmmedikamenten als mit Operation

Erstaunlich: Obwohl die Operation zu einem stärkeren Gewichtsverlust führte, war das Risiko für Adipositas-bedingten Krebs bei beiden Gruppen fast gleich. Wurden jedoch die Gewichtsunterschiede rechnerisch berücksichtigt, zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten unter GLP-1-Therapie ein um 41 Prozent geringeres relatives Risiko für diese Krebsarten hatten als Operierte. Das deutet darauf hin, dass die Medikamente über die reine Gewichtsabnahme hinaus krebshemmende Wirkungen entfalten.

„Wir verstehen noch nicht alle Mechanismen, aber unsere Ergebnisse zeigen, dass GLP-1-Medikamente offenbar mehr leisten als nur beim Abnehmen zu helfen“, erklärt Dr. Yael Wolff Sagy, Mitautorin der Studie von Clalit Health Services in Tel Aviv. Co-Autor Prof. Dror Dicker ergänzt: „Die Wirkung könnte unter anderem auf entzündungshemmende Effekte zurückzuführen sein.“

Insgesamt wurden bei rund 300 Personen Krebsdiagnosen gestellt, am häufigsten Brust-, Darm- und Gebärmutterkrebs. Die Forschenden betonen jedoch, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt – randomisierte Studien sind notwendig, um die Ergebnisse abzusichern.

Trotzdem legen die Daten nahe, dass GLP-1-Medikamente nicht nur bei Adipositas und Diabetes, sondern auch im Rahmen der Krebsprävention an Bedeutung gewinnen könnten. Neue GLP-1-Wirkstoffe mit noch stärkerer Gewichtsreduktion könnten diesen Effekt sogar weiter verstärken – vorausgesetzt, sie erhöhen nicht das Risiko für andere Krebsarten.

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