Forscher setzten Fische unter Drogen - und staunen über Ergebnisse

Zusammenfassung
- Forschungsstudie zeigt, dass Arzneimittelrückstände im Wasser Lachse risikofreudiger und anfälliger für Fressfeinde machen.
- Experiment mit Lachsen im Dalälven-Fluss zeigt, dass gedopte Fische eher Dämme überwinden und die Ostsee erreichen.
- Pharmazeutische Verschmutzung ist ein wachsendes globales Problem, beeinflusst Wildtierverhalten und bedroht Ökosysteme.
Der Konsum von Drogen bzw. Medikamenten hat weitreichende Folgen - nicht nur für den Konsumenten. Denn dessen Organismus verarbeitet nur einen Bruchteil davon, der Rest landet über Ausscheidungen im Abwasser.
Doch, was macht das mit Bewohnern von diesen Gewässern, etwa den Fischen? Dieser Frage ist ein Forscherteam nachgegangen - und kam zu überraschenden Ergebnissen.
Lachse erhielten eine Dosis Clobazam
Beobachtet wurden konkret die Atlantischen Lachse (Salmo salar). Das internationale Forscherteam um Jack Brand und Michael Bertram von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaft in Uppsala wollte herausfinden, wie die Lachse auf die Rückstände von Arzneimitteln im Wasser reagieren. Also setzte man sie im Labor einer Dosis des in Epilepsie- und Angststörungs-Medikamenten enthaltenen Benzodiazepin-Wirkstoffs Clobazam aus und stattete sie mit Sendern aus.
Parallel dazu wurde auch eine Kontrollgruppe von Fischen, die "clean" waren bzw. keine pharmazeutischen Stoffe bekommen hatten, mit Sendern ausgestattet. Anschließend wurden die Tiere in dem schwedischen Fluss Dalälven ausgesetzt.
Die "gedopten" Fische zeigten sich risikofreudiger
Die Forscher staunten nicht schlecht über die Ergebnisse des Experiments. Denn im Vergleich zur Kontrollgruppe überwand eine höhere Anzahl der "gedopten" Fische die Dämme im Fluss und erreichte ihr Ziel, die Ostsee.
Allerdings setzten sich die mit Clobazam behandelten Lachse einem höheren Risiko aus. Sie bewegten sich nämlich weniger als üblich in Gruppen fort, was sie nach Einschätzung der Studienautoren zu einer leichteren Beute für Fressfeinde macht. Die Ergebnisse würden verdeutlichen, wie sich Wirkstoffe auf überlebenswichtige Verhaltensweisen auswirken könnten, heißt es in der im Fachmagazin Science veröffentlichten Studie.
"Pharmazeutische Schadstoffe sind ein wachsendes globales Problem"
Marcus Michelangeli von der australischen Universität Griffith, der einen wesentlichen Beitrag zu dieser Studie leistete, betonte die zunehmende Bedrohung durch die pharmazeutische Verschmutzung von Wildnis und Ökosystemen.
"Pharmazeutische Schadstoffe sind ein wachsendes globales Problem. Mehr als 900 verschiedene Substanzen wurden auf den Wasserpfaden weltweit entdeckt", sagte Michelangeli und ergänzte: "Besonders besorgniserregend sind dabei psychoaktive Substanzen wie Antidepressiva und Schmerzmittel, die die Gehirnaktivitäten und das Verhalten von Wildtieren erheblich beeinträchtigen können."
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