63.000 Einladungen pro Monat
Nach jahrelangen Vorbereitungen startet heute, Donnerstag, mit dem Versand der ersten Einladungen das österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm.
Wer erhält Einladungen?
Das Programm richtet sich an Frauen ohne Anzeichen von Brustkrebs. Alle Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren (1,5 Millionen) werden alle zwei Jahre persönlich per Brief zur Mammografie (Röntgenuntersuchung der Brust) eingeladen. Frauen zwischen 40 und 44 sowie 70 und 74 Jahren können ebenfalls an dem Programm teilnehmen, müssen aber selbst eine Einladung anfordern ( 0800 500 181). Mit dieser geht man direkt zu einem teilnehmenden Radiologen, eine ärztliche Zuweisung ist nicht notwendig.
Wann werden alle Frauen der Zielgruppe die Einladung erstmals erhalten haben?
Pro Monat werden 63.000 Einladungen verschickt – im Jänner 2014 an den Jahrgang 1944 und einen Teil des Jahrgangs 1945. Mit absteigendem Alter erhalten bis Dezember 2015 (Jahrgang 1968) alle Frauen zwischen 45 und 69 erstmals die Einladung. Eine Übersicht auf www.frueh-erkennen.at („Ablauf“) zeigt, welcher Jahrgang wann eingeladen wird. Wer die Einladung früher erhalten möchte, kann dies telefonisch deponieren.
Was kennzeichnet das neue Programm?
Strenge Qualitätsvorgaben. Alle 570 teilnehmenden Radiologen an 191 Standorten (Liste auf der Homepage) haben ein Zertifikat für Mammadiagnostik der Österreichischen Ärztekammer. Jedes Röntgenbild wird unabhängig voneinander von zwei Radiologen („Vier-Augen-Prinzip“) begutachtet.
Was ist das Ziel des neuen Programms?
„Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, das Frauen, die im Alter von 40 bis 69 Jahren an einem Brustkrebs-Früherkennungsprogramm teilnehmen, weniger häufig an Brustkrebs sterben“, heißt es in einer Analyse der MedUni Graz. „Für Frauen im Alter über 70 Jahre ist dies unsicher.“ Das Programm soll bis zu 70 Prozent der Frauen für eine Vorsorgemammografie motivieren (derzeit max. 40 %) – damit sollen die Resultate der Brustkrebsbehandlung deutlich verbessert werden.
Gibt es auch Risiken?
Ein Schaden kann theoretisch bei Frauen entstehen, die nicht an Brustkrebs erkrankt sind, bei denen aber der Mammografiebefund auffällig war („falsch positiver Befund“). Sie müssen sich weiteren Untersuchungen unterziehen – und sind bis zur endgültigen Entwarnung erhöhter psychologischer Belastung ausgesetzt. „Wir gehen aber davon aus, dass mit zunehmender Erfahrung die falsch-positiven Befunde weniger werden – es gibt eine Lernkurve“, sagt die programmverantwortliche Medizinerin Marianne Bernhart.
„Schaden entsteht Frauen auch durch Überdiagnosen“, so die MedUni-Graz-Analyse: „Darunter versteht man Brustkrebs, der ohne gezielte Suche niemals auffällig geworden wäre.“
Wieso kritisiert eine Online-Petition das Programm?
Die Initiatoren fürchten, dass viele Frauen später eine Therapie bekommen werden, weil „das bewährte System Brustuntersuchung und Zuweisung zur Mammografie durch den niedergelassenen Arzt im Rahmen der Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen“ abgeschafft werde und nur noch Frauen von 45 bis 69 eingeladen werden.
Was sagen dazu die Befürworter des Programms?
In einem offenen Brief widersprechen die Mediziner der Österr. Gesellschaft für Senologie (Brustheilkunde): Eine systematische Früherkennung bei unter 40-jährigen Frauen könne sogar schädlich sein – wegen der geringen Erfolgsquote des Bruströntgens und der Seltenheit der Erkrankung in diesen Altersstufen. Gleichzeitig sei die Sensibilität des Brustdrüsengewebes gegenüber der Strahlung bei unter 40-Jährigen deutlich höher. Und bei Frauen über 75 führe die regelmäßige Selbstuntersuchung sowie die Untersuchung durch den Arzt zu einem gleich guten Resultat wie ein Screening.
Selbstverständlich bleibe die Mammografie-Untersuchung bei entsprechender Indikation (z. B. Hautveränderungen, Verformungen, Verhärtungen, Anm.) auch unabhängig vom neuen Brustvorsorge-Screeningprogramm für Frauen jeden Alters kostenlos.
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