Aus Sicht der Industrie ist im neuen Budget vieles richtig, einiges aber fehlt. „Es ist ein Krisenbudget, mit dem die richtigen Bereiche adressiert werden“, sagt Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). Wichtig sei, dass ausreichend Mittel für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stünden. Auch die Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen seien richtig aufgesetzt.
Zustimmung
Dass mehr in Zukunftsbereiche, wie Universitäten und Fachhochschulen, investiert werden soll, trifft ebenfalls auf Zustimmung. Die Industrie erlebt laut Neumayer derzeit selbst, wie wichtig Aus- und Umbildung sei.
Eine Forderung der IV sei jedoch noch nicht erfüllt: „Nämlich, dass die Effizienz im staatlichen Gemeinwesen gesteigert werden muss“, sagt Neumayer. Er fordert effektivere staatliche Abläufe, bis Ende des Jahrzehnts müsse eine Konsolidierung des Budgets ohne zusätzliche Steuereinnahmen möglich sein.
Seitwärtsbewegung
„Wir befinden uns nach wie vor in herausfordernden Zeiten“, kommt Neumayer auf die ernste Lage der heimischen Industrie zu sprechen. Bei der Arbeitslosigkeit habe man zwar die Talsohle durchschritten, nun sei statt eines Wachstums aber eine Seitwärtsbewegung eingetreten.
„Wir sehen eine Verlangsamung der Regeneration der österreichischen Wirtschaft“, sagt Neumayer. Bisher habe die heimische Industrie wegen der Corona-Pandemie einen Wertschöpfungsverlust von acht Milliarden Euro erlitten und sei damit stärker betroffen als der Tourismus.
Unterstützung
Daher brauche es Maßnahmen seitens der Politik, um die Industrie zu unterstützen. Ein zweiter Lockdown zählt laut Neumayer jedoch definitiv nicht dazu, ein solcher sei aus gesellschaftlichen und ökonomischen Gründen nicht möglich. „Die Industrie wäre davon so stark betroffen, dass es Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hätte“, so der IV-Generalsekretär.
Stattdessen brauche es gezielte Wachstumsimpulse. Die Einführung der Investitionsprämie bezeichnet er als gut, allerdings sollte sie verlängert werden und nicht mit zwei Milliarden Euro gedeckelt sein.
Viel Schatten
Wie dringend die Industrie Wachstumsimpulse braucht, zeigt das aktuelle IV-Konjunkturbarometer. „Hier gibt es viel Schatten, aber auch etwas Licht“, kommentiert IV-Chefökonom Christian Helmenstein das Ergebnis.
Die Geschäftslage hat sich laut den befragten Unternehmern zwar deutlich erholt, für die kommenden sechs Monate wird aber mit einer Stagnation gerechnet. Derzeit würden die Unternehmen von Aufträgen aus dem Inland leben, sagt Helmenstein. Die Auslandsmärkte seien schwer zu bearbeiten, vor allem jene in Übersee. Die USA seien Österreichs zweitwichtigster Fernmarkt, derzeit aber verkehrstechnisch kaum zu erreichen. „Daher können keine neuen Aufträge lukriert, sondern nur bestehende abgewickelt werden.“
Eine Insolvenzwelle erwartet Helmenstein nicht, die Branche sei aufgrund starker Eigenkapitalreserven sehr krisenfest. Je länger die Krise dauere, desto wahrscheinlicher werde aber ein Mitarbeiterabbau.
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