Zu warm für die Daunenjacke: Modehandel klagt über Einbußen

Zu warm für die Daunenjacke: Modehandel klagt über Einbußen
Die Sommertemperaturen drücken auf die Kauflaune - und verändern auch die Mode-Kollektionen

Daunenjacken, Strickpullover, Wollmützen: Die Modegeschäfte sind voll mit schicker neuer Herbst- und Winterbekleidung – nur haben will sie niemand. Schuld daran ist nicht nur die Teuerung, sondern vor allem das milde Wetter. Der September war der wärmste überhaupt und auch im Oktober ist laut Meteorologen noch kein Kälteeinbruch in Sicht. Bei Temperaturen jenseits der 20 Grad steht den Konsumenten der Sinn eher nach T-Shirt und kurzer Hose.

Entsprechend frostig ist die Stimmung bei den Mode-, Schuh- und Sportartikelhändlern. In Deutschland vermeldet die Branche für den Übergangsmonat September ein dickes Umsatzminus von 12 Prozent. Für Österreich gibt es noch keine Zahlen, Branchenvertreter rechnen aber ebenfalls mit deutlichen Einbußen.

September-Loch

„Das warme Wetter hat uns im September ein ordentliche Loch reingerissen“, sagt Günther Rossmanith, Branchensprecher des Modehandels in der Wirtschaftskammer (WKO), zum KURIER. Die Umsätze vom September 2022 seien aber schwer erreichbar, weil dieser unterkühlt war, relativiert er. „Da war kein Tag über 21 Grad.“

Der schwedische Modekonzern H&M rechnet wegen des ungewöhnlich warmen Wetters in ganz Europa mit einer stark verzögerten Herbstsaison und rückläufigen Monatsumsätzen. Kopfzerbrechen bereitet vielen Händlern jetzt der Oktober, der ebenfalls schlecht angelaufen ist. Ernst Mayr, Geschäftsführer der heimischen Modekette Fussl bleibt trotz Minus im September (zweck)optimistisch: „Kein Grund zur Panik, dann verkaufen wir die Winterjacken eben einige Wochen später“.

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An einen frühen Lagerabverkauf aufgrund der Witterung denkt er jedenfalls nicht. „Erst wenn es bis Dezember nicht abkühlt, müssen wir uns etwas überlegen, aber in den letzten 100 Jahren ist der Winter immer noch gekommen“.

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Sommerware im Herbst

Statt mit Preisaktionen vorzeitig auf Margen zu verzichten, bemühen sich die Händler um eine „sommerliche Herbstkollektion“, erläutert Rossmanith, der selbst Franchisenehmer der Modekette Mango ist. Südeuropäische Marken wie Mango, Zara oder Desigual würden sich mit ihrer Kollektion hier leichter tun, weil in ihren Heimmärkten der Sommer immer schon länger dauere als bei H&M in Schweden oder Peek & Cloppenburg in Deutschland. „Es gibt de facto keine Übergangszeit mehr“, so Rossmanith. Er sieht aber auch die Textilindustrie gefordert, die flexibler auf den Klimawandel reagieren müsse.

Ganzjahresschuh

Wie sehr die Witterung das Geschäft verändert, bekommt gerade der Schuhhandel schmerzlich zu spüren. Seit der Sneaker als universeller Ganzjahresschuh für Mann und Frau seinen Siegeszug angetreten hat, geht der Absatz von schicken Leder- und Stöckelschuhen massiv zurück. Winterschuhe sind in der Stadt zum Nischenmarkt geschrumpft.

Und auch der Sportartikelhandel stöhnt unter der Herbstflaute. Zwar herrscht gutes Wanderwetter, doch die neue alpine Winterkollektion wirkt im Laden noch ziemlich deplatziert und bei den E-Bikes ist nach der coronabedingten Sonderkonjunktur eine gewisse Sättigung erreicht. Einen Vorteil hat der milde Herbst für die Händler dann doch: Es werden Heizkosten gespart.

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