40 Jahre in China: NÖ Industriebetrieb trotzt Zollkrise mit lokaler Präsenz

Ein Schweißer arbeitet in einer Fabrikhalle an einem Metallstück.
Der Industrieofen-Hersteller aus Mödling erzielt 40 Prozent seines Umsatzes im Reich der Mitte - und investiert weiter in Asien.

Der Zollstreit sorgt für anhaltende Krisenstimmung in der Industrie. Nicht so beim Mödlinger Industrieöfen-Fertiger Aichelin. „Wir sind vergleichsweise gut durch die Auswirkungen des aktuellen Zollkonflikts gekommen“, berichtet Aichelin-Vorstandschef Christian Grosspointner dem KURIER. Das sei kein Zufall, sondern „ Ergebnis unserer langfristigen und konsequent verfolgten Unternehmensstrategie“. 

Diese lautet simpel: Lokale Fertigung. „In China produzieren wir für China, in Europa für Europa, in Nordamerika für Nordamerika“, präzisiert Grosspointner. Dadurch sei das Unternehmen weniger von geopolitischen Handelskonflikten betroffen als andere, was das Gesamtgeschäft stabilisiere.

Ein Mann in einem blauen Anzug und einem weißen Hemd lächelt in die Kamera.

Aichelin-CEO Christian Grosspointner

Seit 1984 im Reich der Mitte

Im Reich der Mitte haben die Mödlinger schon 1984, also außergewöhnlich früh, ihr Zelt aufgeschlagen. Dieser Tage wurde in Peking das 40-Jahr-Jubiläum gefeiert. Begonnen hat alles mit einem Auftrag für neun Industrieöfen. Diese kamen gut an, weshalb die Strukturen sukzessive ausgebaut wurden. 2005 startete man mit der eigenen Produktion Vorort. 2017 wurde eine Fabrik in Tangshan eröffnet, nach und nach kamen Engineering und Serviceleistungen hinzu. 

Ein Arbeiter mit Schutzhelm steht vor einer großen, grauen Industrieanlage in einer Fabrikhalle.

1.500 Anlagen verkauft

Mittlerweile wurden mehr als 1.500 Anlagen für die unterschiedlichsten Branchen – von Automotive bis Luftfahrt – gefertigt. Ungeachtet der geopolitischen Spannungen geht die Expansion weiter. Noch heuer wird eine neue, moderne Firmenzentrale in Peking bezogen, die Entwicklung, Vertrieb, Service und Schulung unter einem Dach vereint. „Die nächsten Jahre sehen wir als Chance, unsere Innovationskraft und Kundennähe in China weiter auszubauen und an unserem neuen Standort gemeinsam neue Kapitel zu schreiben“, erläutert Grosspointner.

Ein Mann arbeitet mit einer Schleifmaschine an einem Metalltisch in einer Werkshalle.

China als Wachstumstreiber

China sei sowohl strategisch als auch wirtschaftlich der wichtigste Markt für Aichelin, rund 40 Prozent des Gruppenumsatzes werden hier erwirtschaftet, die Hälfte der 1.100 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir verfügen über eigene Produktionsstandorte, ein starkes Netzwerk und enge Kundenbeziehungen, die über viele Jahre aufgebaut wurden“, so der Firmenchef. Diese Langfristigkeit und Zukunftsorientiertheit bei strategischen Zielen der Geschäftspartner unterscheide sich auch gegenüber Europa. Die Ziele würden mit Entschlossenheit und Verhandlungskraft verfolgt, was man aber nicht als Härte, sondern Professionalität verstehen sollte.

Der Spezialist für Industriebeheizungs- und Automatisierungssysteme ist in Deutschland, Slowenien, Frankreich, der Türkei, China, Indien und den USA vertreten. Der Umsatz blieb im Vorjahr mit 183 Mio. Euro in etwa auf dem Niveau von 2023. Durch ein Joint-Venture erfolgte der Einstieg in den Bereich Vakuum-Wärmebehandlung, das Servicegeschäft – auch für Fremdprodukte – wird ausgebaut.

Europa-Produktion in Slowenien

Die Produktion für Europa wurde im slowenischen Celje gebündelt. Das Bekenntnis zum Standort Europa bleibe bestehen, meint Grosspointner, investiert werde aber vor allem in China und Indien, wo das Wachstumspotenzial am größten sei. In Indien wird mit dem Bau eines neuen Werks begonnen. Österreich hingegen sei ein „zunehmend herausfordernder Standort“, es fehle an wettbewerbsfähigen Standortbedingungen und langfristigen Planungsperspektiven, wie sie in anderen Weltregionen deutlich stärker gegeben seien.

Kommentare