Kika/Leiner: René Benko könnte Pleite abwenden

kika Leiner stellt sich neu auf und investiert 65 Millionen Euro
Die Immobilien sollen nun doch nicht von der südafrikanischen Steinhoff-Gruppe an den Tiroler Investor Rene Benko gehen.

Das Zittern bei Kika/Leiner geht weiter. Wie aus Verhandlerkreisen zu hören ist, will der Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko die Immobilien der Möbelhauskette übernehmen. Am operativen Geschäft ändert das allerdings wenig. Schon jetzt waren die Immobilien im Besitz des südafrikanischen Mutterkonzerns Steinhoff, bei denen die österreichischen Möbelhausmarken eingemietet sind. Die Mieten sollen sich auf bis zu 70 Millionen Euro aufsummieren. Die Möbelhäuser stehen mit rund 450 Millionen Euro in den Büchern.

Offenbar haben aber die 16 Großgläubiger der Kika/Leiner-Mutter Steinhoff am Donnerstagmittag in London das Benko-Angebot (450 Millionen Euro) als nicht ausreichend angesehen, wie Brancheninsider dem KURIER versichern. Sie wollten angeblich mehr Geld sehen. Wie es nun weitergeht ist unklar.

Kika/Leiner: René Benko könnte Pleite abwenden

Rene Benko

Parallel dazu wird seit Tagen über das operative Geschäft der Möbelhausketten verhandelt. Dem Vernehmen nach stehen die Zeichen derzeit auf eine bevorstehende Insolvenz oder auf den Einstieg eines Investors, dieser könnte auch Rene Benko heißen. Das Unternehmen wollte sich am Donnerstagvormittag zu diesem Thema nicht äußern. Es stehen 5000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Kommt es zu einer Insolvenz, wird der Masseverwalter wohl versuchen, das Unternehmen in Bausch und Bogen zu verkaufen. Damit wäre das Rennen erneut eröffnet. Zu den Interessenten gehört unter anderem der Welser Konkurrent (Lutz, möblix, mömax).

Chronologie der Krise

Kika und Leiner sind durch den Bilanzskandal der deutsch-südafrikanischen Konzernmutter Steinhoff in den letzten Monaten immer tiefer in die Krise gerissen worden. Vergangenen Dezember räumte die Nummer zwei im weltweiten Möbelhandel hinter Ikea Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen ein, die Aktien des Unternehmens gingen auf Talfahrt und stürzten zeitweise um mehr als 90 Prozent in die Tiefe. Steinhoff saß zu diesem Zeitpunkt auf einem Schuldenberg von 10,7 Mrd. Euro und ringt seither ums finanzielle Überleben.

Kurz vor Jahresende geriet dann auch die Österreich-Tochter Kika/Leiner in die Bredouille: Steinhoff drehte den Geldhahn zu. Um die Löhne zu zahlen, wurde der Leiner-Flagshipstore auf der Wiener Mariahilferstraße in einer Notaktion um kolportierte 50 bis 70 Mio. Euro an den Immobilienmilliardär Benko verkauft.

Anfang 2018 attestierte der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) Kika/Leiner ein "leicht erhöhtes Risiko" und empfahl den Lieferanten der heimischen Möbelkette, vorübergehend nicht unbesichert auf offene Rechnung zu liefern.

Ende Jänner einigte sich Kika/Leiner dann mit dem angeschlagenen Eigentümer auf eine millionenschwere Geldspritze und sah sich auf Kurs. Für "bis zu 24 Monate" soll die Finanzierung reichen, sagte Gunnar George, Geschäftsführer von Kika/Leiner Österreich, damals und bemühte sich um Schadensbegrenzung: "Kunden werden ihre Möbel bekommen", versicherte er. Anzahlungen würden weiter auf einem Treuhandkonto liegen, Steinhoff habe keine Zugriffsmöglichkeit auf Gelder von Kika/Leiner.

Um einen Sparkurs kam der heimische Möbelhändler trotzdem nicht herum, alle Filialen kamen auf den Prüfstand. Für zwei Lipo-Märkte, ein Kika- und ein Leiner-Möbelhaus bedeutete die Restrukturierung das Aus, 150 Jobs wackeln, hieß es im März. Insgesamt sollten 46 der 50 Standorte bestehen bleiben.

Anfang Juni zog der Kreditversicherer Euler Hermes aufgrund der Schieflage bei Steinhoff International die Notbremse und weigerte sich, Lieferungen an Kika/Leiner weiterhin abzusichern. Kika/Leiner einigte sich in ersten Gesprächen mit Lieferanten auf eine Schonfrist von einer Woche, musste aber dann die Präsentation einer Lösung auf diese Woche verschieben.

Die Kika/Leiner-Eigentümerfamile Koch verkaufte im Jahr 2013 die Möbelkette laut damaligen Medienberichten um mehr als 500 Mio. Euro an den Steinhoff. Der Konzern hat rund 130.000 Mitarbeitern in mehr als 30 Ländern. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Kika/Leiner nach eigenen Angaben eine schwarze Null, der Umsatz in Österreich lag bei etwa 800 Mio. Euro. Im osteuropäischen Raum wurden Erlöse in Höhe von 200 Mio. Euro verbucht.
 

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