Zinsenfalle: Schulden steigen in 13 Jahren auf das 39-fache

Zinsenfalle: Schulden steigen in 13 Jahren auf das 39-fache
Die häufigsten Gründe der Privatpleiten sind Arbeitslosigkeit, Einkommensverschlechterungen und gescheiterte Selbstständigkeit.

Wie schnell ein kleiner Schuldenberg explodieren kann, zeigt ein Beispiel der Schuldnerberatung. Ein Kärntner hatte ursprünglich 6900 Euro Schulden. Nach nach dreizehn Jahren wurden daraus 272.000 Euro Schulden, sprich das 39fache des ursprünglichen Kapitals. "Die Schuldenberatungen fordern eine gesetzliche Deckelung von Zinsen und Betreibungskosten. Schulden sollen sich maximal verdoppeln dürfen. „Da bleibt immer noch genug Spielraum für die Gläubiger, um das kostendeckend einzutreiben“, sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten ASB Schuldenberatungen. Zudem soll es klare Regeln für Inkassobüros geben, wie transparente Höchstsätze und ein Verbot der Geltendmachung von verjährten Zinsen.

Die steigende Zahl an Privatkonkursen ist für den Schuldnerberatungs-Dachverband ASB ein deutliches Zeichen für die starke Wirkung der Gesetzesnovelle von 2017. Das neue Gesetz erleichtert die Schuldenregulierung für Einkommensschwache, weil die Hürde, eine Mindestquote, abgeschafft wurde. Mehr als 10.000 Schuldner konnten im Vorjahr einen privatkon kurs zwecks Entschuldung in Angriff nehmen. Das ist deshalb besonders wichtig, weil mit der Eröffnung des Verfahrens die weitere Verzinsung der Schulden gestoppt wird.

"Die Zinseszinsen, die immer wieder auf das Kapital aufgeschlagen werden, sind bei längeren Forderungen extrem", sagte Peter Niederreiter von der Schuldenberatung Salzburg. So liegt laut dem Schuldenreport 2019 einer Durchschnittsverschuldung von 68.000 Euro ein Grundkapital von lediglich 25.000 Euro zugrunde. Eine zentrale Forderung des Verbands bezieht sich daher auf maximale Verschuldung: Eine gesetzliche Deckelung in der Verrechnung von Zinsen und Kosten soll dazu führen, dass sich die Schulden inklusive aller Kosten maximal verdoppeln dürfen.

Ein sozialpolitisches Anliegen ist die Stärkung der Rechte von Kindern. Rund ein Viertel der armutsgefährdeten Personen sind unter 20 Jahre alt - das sind rund 372.000 Menschen in Österreich. Eine Anhebung des Existenzminimums von derzeit 909 Euro auf das Niveau der Armutsgefährdungsschwelle von 1.259 Euro, soll diese Gefährdung eindämmen.

Die häufigsten Gründe der Überschuldung sind Arbeitslosigkeit bzw. Einkommensverschlechterungen sowie eine gescheiterte Selbstständigkeit. Ehemalige Unternehmer, die den Weg des Privatkonkurses einschlagen, sind häufig ehemalige Ein-Mann-Unternehmer wie etwa Paketzusteller oder Handwerker. Oft seien die Betroffenen aus der Arbeitslosigkeit heraus Unternehmer geworden.

Klienten der Schuldnerberatung weisen zudem eine geringere Schulbildung als der Schnitt der Gesamtbevölkerung auf. Sie haben monatlich ein Einkommen von durchschnittlich rund 1.200 Euro zur Verfügung.

 

 

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