Wolkige Deals: Wo Amazon und Co. das große Geld verdienen

Wolkige Deals: Wo Amazon und Co. das große Geld verdienen
Cloud Computing ist aktuell die Cashcow. Weltweit liegt Amazon vor Microsoft und Google - Europäer sucht man mit der Lupe.

Das hat selbst die Analysten auf dem falschen Fuß erwischt: Online-Händler Amazon erzielte im abgelaufenen Quartal einen Gewinn von 2,5 Milliarden Dollar (2,13 Mrd. Euro). Das ist der bisher höchste Quartalsprofit der Firmenhistorie.

Amazon kann damit endgültig das Image einer Firma ablegen, die keine oder nur kleine Gewinne erwirtschaftet. Das aufwändige und kostenintensive Versandgeschäft wird jetzt durch die einträglicheren Geschäftsfelder aufgewogen. Zum Vergleich: Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte der weltgrößte Online-Händler nur 197 Millionen Dollar verdient.

Verantwortlich für das gute Abschneiden war neben dem boomenden Versandhandel vor allem das starke Geschäft mit Cloud-Diensten.

Dieses einträglichste Segment (genannt Amazon Web Services, AWS) legte im abgelaufenen Quartal gleich um 49 Prozent auf einen Umsatz von 6,1 Milliarden Dollar zu. Zum Vergleich: Amazons Gesamtumsatz belief sich in diesem Vierteljahr zwischen April und Ende Juni auf 52,9 Milliarden Dollar (+39 Prozent), wie das Unternehmen am Donnerstag in Seattle mitteilte. Noch dynamischer wuchsen nur die Werbeeinnahmen, die gleich um 132 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar hochschossen.

Warum ausgerechnet "Wolke"?

Mit Cloud Computing sind Programme und IT-Services gemeint, die vor allem Firmenkunden nutzen und die über riesige Serverfarmen abgewickelt werden. Der Begriff kommt daher, weil diese Daten nicht mehr auf dem PC im Büro des Kunden liegen, sondern dezentral aufgeteilt durch die Datenwolke schwirren.

Laut der Forschungsfirma Synergy Research handelt es sich dabei im Kerngeschäft um einen 60 Milliarden-Dollar-Markt, der darüber hinaus im ersten Quartal 2018 um 50 Prozent gewachsen ist.

Amazon ist bei Cloud Computing mit rund 33 Prozent Marktanteil Marktführer, aber längst nicht der einzige Anbieter. Das Rennen um das lukrative Business hat sich unter den IT-Giganten bereits zugespitzt. Zuletzt hatte Microsoft ein Umsatzplus in dieser Sparte ("Azure Cloud Service") von gleich 89 Prozent vermeldet. Das Unternehmen hat unter CEO Satya Nadella massiv in das Feld investiert, um den Abstand zu Branchenleader Amazon zu verringern. Das Kalkül scheint aufzugehen, zumindest was die Marktanteile betrifft.

In Sachen Profit sind sich da nicht alle Beobachter so sicher. "Angesichts des wettbewerbsintensiven Marktes, der hohen nötigen Investitionen und operativen Ausgaben könnte es sich für Azure auf Sicht mehrerer Jahre als illusorisch erweisen, ähnlich hohe Profite wie AWS zu erzielen", kommentierte die Investmentbank Jefferies. Nachsatz: "Wenn es das nicht sogar auf Dauer bleibt."

Laut der Analysefirma Canalys belegt Amazons AWS im Cloud Computing gemessen an den Marktanteilen den Platz eins, gefolgt von Microsoft und Google. Dahinter drängen auch eine Verfolgergruppe mit IBM, Oracle oder der chinesischen Alibaba massiv in dieses Geschäftsfeld. Europäer muss man im Ranking mit der Lupe suchen. Die französische Atos, der IT-Dienstleister der Olympischen Spiele, ist noch einer der größeren Player.

Wolkige Deals: Wo Amazon und Co. das große Geld verdienen

Amazon-Chef Jeff Bezos in Amazon Spheres, einem botanischen Garten in der Zentrale in Seattle

Der überraschend hohe Gewinn lässt einen Run auf die Aktie erwarten. Im nachbörslichen Handel zog Amazon um mehr als drei Prozent auf den Bestwert von 1866 Dollar an. Zu diesem Kurs wäre Amazon mehr wert als die zehn größten deutschen Dax-Konzerne zusammengenommen. Am Donnerstag hatte die Amazon-Aktie im regulären Handel wegen der Schwäche aller Techwerte infolge enttäuschender Facebook-Zahlen noch knapp drei Prozent verloren.

Das Amazon-Papier befindet sich seit Jahren auf einem Höhenflug. Alleine 2018 zog der Börsenwert des Unternehmens bisher um mehr als die Hälfte auf zuletzt 877 Milliarden Dollar an. Damit ist der Onlinehändler nach Apple das zweitwertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt. Wenn es so weitergeht, könnte der Platz eins bald neu vergeben werden.

Reichster Mann der Welt

Mit dem Aufstieg Amazons wurde der Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos der reichste Mann der Welt. Sein Vermögen, dass sich vor allem aus Aktien des Unternehmens zusammensetzt, beträgt nach einer Aufstellung der Nachrichtenagentur Bloomberg rund 149 Milliarden Dollar.

Zugleich gerät Amazon wegen der Rolle des Gründers auch ins Visier von US-Präsident Donald Trump. Bezos gehört privat die Washington Post, die über Trump oft kritisch berichtet. Der Präsident warf Amazon in Tweets unter anderem vor, nicht genug an die US-Post zu zahlen.

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