AK schlägt Alarm: Warum der Wohlstand weiterhin abnimmt

Hände halten Geldbörse und Geldscheine darin.
Die Arbeiterkammer (AK) hat eine weitere Verschlechterung des Wohlstandes in Österreich festgestellt - und auch klare Faktoren dafür benannt.

Zusammenfassung

  • Der AK-Wohlstandsbericht zeigt weiterhin abnehmenden Wohlstand, wachsende Ungleichheit und sinkende Lebensqualität in Österreich.
  • Leichte Verbesserungen gibt es bei Erwerbstätigenquote und Treibhausgasreduktion, jedoch Rückschritte bei vier von fünf gesellschaftlichen Zielen.
  • Die AK fordert Maßnahmen gegen Teuerung, mehr soziale Gerechtigkeit und stärkere Investitionen in den Sozialstaat.

Das geht aus ihrem achten Wohlstandsbericht hervor, den sie bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt hat. Nur vereinzelt seien leichte Verbesserungen zu erkennen, etwa in der Erwerbstätigenquote und in der Reduktion der Treibhausgase. Der Kampf gegen die Teuerung, gerechte Verteilung und die Erreichung der Klimaziele seien weiterhin Kernthemen.

Seit 2018 analysiert der Bericht jährlich fünf definierte gesellschaftliche Ziele, die laut Sybille Pirklbauer, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik, "zu einem Wohlstand und guten Leben gehören". Die Bewertung der Entwicklung der Zielbereiche erfolgt anhand spezifischer Indikatoren. "Bei vier von fünf Zielen haben wir insgesamt einen Rückschritt zu verzeichnen", sagte Pirklbauer.

Ungleichheit bei Verteilung von Vermögen und Arbeit

Beim Ziel "gerecht verteilter materieller Wohlstand" zeige sich weiterhin eine starke Vermögensungleichheit - auch im EU-Vergleich. Zwar stieg das Einkommen der Mittelschicht durch gute Lohnabschlüsse, gleichzeitig öffnete sich die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen, vor allem durch Rückschritte bei den Sozialleistungen. Der Gender-Pay-Gap schließe sich nur langsam.

Bei der "Vollbeschäftigung und gute Arbeit" sei die leicht gestiegene Erwerbstätigenquote zwar positiv, diese verschlechtere sich aktuell aber wieder, so Pirklbauer. Die Zahl an Unterbeschäftigten - Personen, denen eine Erhöhung der Arbeitszeit nicht ermöglicht wird - nehme deutlich zu. Auch bei der Care-Arbeit bleibe die Ungleichheit groß: Frauen übernehmen weiterhin den Großteil der unbezahlten Pflege von Angehörigen.

Sinkende Lebensqualität, langsamer Klimafortschritt

Die "Lebensqualität" habe insgesamt ebenfalls abgenommen: Die Lebenszufriedenheit sei gesunken, aber auch die Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung und Niedrigqualifikation, die aber unter dem Zielwert liegen würden. Immer mehr Menschen würden Probleme haben, tägliche Ausgaben stemmen zu können, betonte Pirklbauer.

Im Bereich "intakte Umwelt" hob Lukas Oberndorfer, Leiter der Klima- und Umweltabteilung, die sinkenden Treibhausgasemissionen hervor, die sich langsam den Klimazielen annähern würden - allerdings vor allem aufgrund schwacher Konjunktur, milder Winter und hoher Energiepreise. Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln habe sich leicht verbessert.

Maßnahmen gegen Teuerung und für Sozialstaat

Im Ziel der "gesamtstaatlichen Stabilität" betonte Matthias Schnetzer, AK-Chefökonom, dass "die Preisstabilität in Österreich nicht gegeben ist" und damit Planbarkeit und Investitionen erschwert würden. Das jahrelange Produktivitätswachstum flache ab, die Arbeitsproduktivität liege aber über dem EU-Durchschnitt.

Als Reaktion auf die Entwicklungen forderte die AK neuerdings Maßnahmen gegen die Teuerung, etwa eine Preisdatenbank entlang der Wertschöpfungskette, eine Anti-Teuerungskommission, die Abschaffung des Österreich-Aufschlags sowie ein Mietdeckel und ein Ende der Befristungen. Außerdem eine Kindergrundsicherung und einen gerecht finanzierten Sozialstaat, unter anderem durch progressive Erbschafts- und Reichensteuer.

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