Wirtschaft brach im zweiten Quartal um 14,3 Prozent ein
Österreichs Wirtschaft legte auch im zweiten Quartal Corona-bedingt eine kräftige Bremsspur hin. Gegenüber dem Vorjahresquartal betrug das Minus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 14,3 Prozent, gab die Statistik Austria am Montag entsprechende vorläufige Berechnungen bekannt.
Gegenüber dem Vorquartal betrug das Minus real, also saison- und arbeitstagbereinigt, 12,1 Prozent. "Das ist der kräftigste Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg", teilte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas mit. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) errechnete Ende August ein BIP-Minus von 12,5 Prozent, was etwas besser war als die ursprünglichen Prognosen. Für das Gesamtjahr rechnet das Wifo mit einem BIP-Rückgang von 6,8 Prozent.
Tourismus leidet stark
Die Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 haben in den drei Monaten nach dem Lockdown vor allem in weiten Teilen des Dienstleistungssektors deutliche Spuren hinterlassen. Der stärkste reale Rückgang mit 61,1 Prozent zum Vorjahresquartal und 65,2 Prozent zum Vorquartal entfiel auf den Bereich Beherbergung und Gastronomie, gefolgt vom Unterhaltungs- und Kulturbereich, der gegenüber dem Vorjahresquartal um 35,3 Prozent und zum Vorquartal um 27,0 Prozent abstürzte.
Manche Branchen unbeeindruckt
Insgesamt sind laut Statistik Austria zwar sämtliche Wirtschaftsbereiche im 2. Quartal 2020 gegenüber dem 1. Quartal 2020 real rückläufig, allerdings mit großen Unterschieden. So wirkte sich der Lockdown kaum auf das Wohnungswesen (-0,7 Prozent real zum Vorquartal, +2,2 real zum Vorjahresquartal), das Gesundheitswesen und die öffentliche Verwaltung (-0,5 Prozent real zum Vorquartal, -0,6 real zum Vorjahresquartal) sowie die Informations- und Kommunikationsbranche aus (-1,3 Prozent real zum Vorquartal, +1,1 real zum Vorjahresquartal).
Industrie leidet schon länger
Die Industrie hatte bereits vor Ausbruch der Pandemie unter einem Abschwung zu leiden. Ähnlich wie im Außenhandel setzte der Rückgang bereits Ende 2019 ein und erreicht im 2. Quartal 2020 mit -15,6 Prozent real zum Vorquartal (-18,4 Prozent real zum Vorjahresquartal) einen vorläufigen Tiefststand.
Laut Einkaufsmanagerindex der Bank Austria zeichnet sich in der Industrie aber seit dem dritten Quartal eine leichte Erholung ab. Der Jobabbau gehe seit nunmehr einem halben Jahr weiter, aber habe sich zuletzt deutlich verlangsamt, berichtete die Bank Austria am Montag. Der des Geldhauses stieg im September auf 51,7 Punkte und übertraf damit den dritten Monat in Folge die Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Beschäftigung und Löhne schrumpfen
Der wirtschaftliche Einbruch spiegelt sich auch in den Beschäftigungskennzahlen wider. Die Kurzarbeitsregelung trug zum Rückgang der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden bei (-16,6 Prozent zum Vorjahresquartal), hielt jedoch zugleich den Rückgang der Beschäftigung in Grenzen (-4,9 Prozent). Das Arbeitnehmerentgelt fiel im 2. Quartal 2020 um 6,2 Prozent im Vergleich zum 2. Quartal 2019.
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