Wirecard-Investoren gehen nach Strafanzeige auf die Barrikaden

Bei Wirecard steigt die Zuversicht
Nach Razzia übt Großinvestor scharfe Kritik: Österreichischer Firmenchef Braun habe Firma in die Defensive gebracht

Der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard wird nach Ansicht des Großinvestors Deka noch Jahre mit der Aufarbeitung der Manipulationsvorwürfe beschäftigt sein.

"Die Gefahr ist, dass Wirecard jahrelange Rechtsstreitigkeiten bevorstehen", sagte Ingo Speich, Leiter des Bereichs Corporate Governance beim Fondsanbieter Deka.

"Wenn sich auf strafrechtlicher Seite etwas manifestiert, dann öffnet das zusätzlich das Fenster für zivilrechtliche Klagen." Der aus Österreich stammende Firmenchef Markus Braun habe den Konzern in eine Situation manövriert, in der er nur noch aus der Defensive heraus agieren könne.

Hintergrund: Am Freitag durchsuchte die Staatsanwaltschaft München und die Polizei die Firmenzentrale in München. Zuvor wurde der gesamte Wirecard-Vorstand um Firmenchef Markus Braun wegen des Verdachts auf Marktmanipulation von der Finanzaufsicht BaFin angezeigt.

 

Durch die Strafanzeige der Finanzaufsicht BaFin wegen des Verdachts der Marktmanipulation gerate Braun noch weiter unter Druck. Speich forderte bereits vor ein paar Wochen den Rücktritt des 50-Jährigen.

Die Aktionärsvereinigung DSW verlangt eine unabhängige Sonderprüfung bei dem Unternehmen, das für Händler und Kunden Zahlungen mit dem Smartphone und an den Ladenkassen abwickelt. "

Das wäre der richtige Schritt, um Vertrauen wiederherzustellen", sagte DSW-Vizepräsident Klaus Nieding. Insidern zufolge wollen mehrere Großanleger, darunter auch deutsche Fondsgesellschaften, bei der für den 26. August terminierten Hauptversammlung Sonderprüfungen durchsetzen, die den Konzern lange Zeit beschäftigen dürften.

Dem Konzern wird seit Jahren in Medienberichten Fälschung von Bilanzen, vor allem bei Auslandstöchtern vorgeworfen.

Eine vom Aufsichtsrat in Auftrag gegebene Sonderprüfung durch KPMG konnte die Vorwürfe nicht vollständig ausräumen. Wirecard hatte jedoch vor der Vorlage des KPMG-Abschlussberichts Ende April noch erklärt, die Prüfer hätten keine Auffälligkeiten gefunden.

Die Vorstände erklärten, sie seien zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe als unbegründet erweisen. Die Wirecard-Aktien waren am Freitag im nachbörslichen Handel um mehr als zehn Prozent in die Tiefe gerauscht.

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