Wirecard: 25.000-Euro-Auftrag für Strassers Ex-Kabinettchef

Wirecard: 25.000-Euro-Auftrag für Strassers Ex-Kabinettchef
Christoph Ulmer dürfte für Wirecard jahrelang „Social Media Beobachtung" gemacht haben - für 25.000 Euro monatlich.

Der Wiener Unternehmer Christoph Ulmer war mehrere Jahre hindurch Auftragnehmer der deutschen Wirecard AG und ihres Vorstands Jan Marsalek. Das berichtet das Nachrichtenmagazin profil in seiner aktuellen Ausgabe.

Ulmer war zwischen 2000 und 2003 Kabinettschef von ÖVP-Innenminister Ernst Strasser und hatte als solcher großen Anteil an der Schaffung des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, das nun in den Strudel des Wirecard-Skandals geraten ist.

Eine Beratungsfirma UImers machte für Wirecard "Social-Media"-Beobachtung und verrechnete dafür laut einer profil vorliegenden Rechnung aus dem Jahr 2018 (gerichtet an Marsalek) 25.000 Euro Honorar im Monat. Ulmer sagt dazu auf profil-Anfrage: "Wir haben über einen Zeitraum von mehreren Jahren für Wirecard gearbeitet. Wir haben Social-Media-Reports umfangreichster Natur erstellt, wöchentlich zumindest einen, anlassbezogen auch mehr."

In diesen Berichten seien "laufend mit großem Aufwand sämtliche verfügbare Infos über Wirecard gesammelt, gewertet und gewichtet worden, um so ein jeweils aktuelles Bild über Wirecard zu erstellen. Das war international und nicht nur auf Deutschland beschränkt".

Auf das Auftragsvolumen angesprochen sagt Ulmer: "Das kann ich nicht auswendig sagen. Wir waren vier oder fünf Jahre für Wirecard tätig, die 25.000 Euro im Monat kommen schon hin, anfangs war es nach meiner Erinnerung aber etwas weniger."

Neue Erkenntnisse zu Marsaleks Fluchthelfer

Für die FPÖ zeigen diese jüngsten Enthüllungen, dass "Wirecard für die ÖVP und deren Freunde eine gut geölte Cashcow war und die gute Zusammenarbeit von Wirecard mit ÖVP-Granden weit länger bestanden haben muss, als anhand der jüngsten Festnahmen aus ÖVP-Kreisen insinuiert worden ist", hielt der Fraktionsführer der FPÖ im Ibiza-Untersuchungsausschuss, Christian Hafenecker in einer Reaktion, fest. "Wirecard und ÖVP" klinge jedenfalls nach einer echten Erfolgsgeschichte", verwies Hafenecker auf zahlreiche Kontakte zwischen dem Pleiteunternehmen und der Volkspartei.

Die "Presse" brachte indes neue Details aus der Vernehmung von Marsaleks Fluchthelfer, der einst Abteilungsleiter im BVT war. Demnach hat W. Marsalek nicht nur zur Flucht verholfen, sondern auch danach öfter Kontakt gehabt. Marsalek habe sich mehrfach gemeldet. Per Whatsapp, Signal und Threema. Aber auch über eine britische und über eine russische Telefonnummer. Er wollte wissen, was gerade so gegen ihn läuft. Martin W. berichtete, was er wusste.

Der zweite im Visier der Justiz stehende Ex-BVT-Mitarbeiter O. soll indes nicht nur Informationen für Marsalek besorgt haben. W. sagte laut dem "Presse"-Bericht über seinen Freund O. aus: "Wenn ich mir meine Kontakte zu O. überlege, seine Bemühungen, neue Infos zu beschaffen in eine Gesamtschau einfließen lasse, komme ich zu dem Entschluss, dass O. beinahe die gesamte Opposition mit Nachrichten versorgt, ich kann mir nicht vorstellen, dass er das gratis macht."

Einige dieser Informationen sollen im BVT-U-Ausschuss aufgekommen sein - das ist Gegenstand von Ermittlungen. Die "Presse" befragte alle damaligen Fraktionsführer, ob sie O. kennen und ob Geld geflossen sei. Eine Bekanntschaft stritten ÖVP und SPÖ ab. Alle anderen wollten sich nicht äußern, schlossen aber aus, dass für Infos bezahlt wurde.

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