„Das Wording war sehr vorsichtig, aber es kam trotzdem ganz klar die Botschaft an, dass man Optionen anbieten könne, um Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zu sparen“, berichten indes Piloten, die an Recruiting-Veranstaltungen teilnahmen. Dabei sei die Rede gewesen von sogenannten „floating bases“, Mitarbeiter haben keine fixe Niederlassung, bei der sie angestellt sind. Oder einer Personalleasing-Firma in der Schweiz.
Alle Mitarbeiter der Wiener Basis seien bei der österreichischen Niederlassung von Wizz Air Hungary beschäftigt, beteuert ein Sprecher der Airline. Bei den Beschäftigungsbedingungen „hält sich Wizz an die jeweiligen lokalen Vorschriften in Österreich“. Welche dies ohne Kollektivvertrag sind und warum bei Recruitings etwas ganz anderes erzählt wird, wurde nicht beantwortet.
Wizz Air bezahle die Crews schlechter als alle anderen Airlines, sogar die zu Ryanair gehörende Lauda entlohne wesentlich besser, heißt es ebenfalls in Pilotenkreisen. Wizz Air geht auf die Gehälter nicht konkret ein, sondern betont nur, dass die Mitarbeiter früher von Co-Piloten zu Kapitänen aufsteigen könnten und daher über die Lebensverdienstsumme mindestens genauso viel verdienen würden wie bei anderen Airlines.
„Sollte es tatsächlich Umgehungskonstruktionen geben, wird nicht nur Lohndumping betrieben, sondern auch Steuer- und Sozialabgabendumping“, empört sich Luftfahrtgewerkschafter Daniel Liebhart (vida). Die Gewerkschaft sei „nicht gegen Wettbewerb, sondern für einen fairen Wettbewerb“.
Unfair behandelt fühlen sich Passagiere, die für 30 Euro Gebühr den Checkin am Flughafen benutzen mussten, weil der Online-Checkin nicht funktionierte. Die Arbeiterkammer hat bereits beim Wiener Handelsgericht eine Musterklage gegen Wizz Air eingebracht.
„Aus den Beschwerden können wir schließen, dass dieses Vorgehen System hat“, sagt dazu Gabriela Zgubic, Chefin des AK-Konsumentenschutzes. Checkin sei eine „unselbstständige Nebenleistung, die nicht gesondert bepreist werden darf“.
„Hier wird beinhart abgecasht. Den Passagieren wird am Schalter gesagt, wenn sie nicht zahlen, kommen sie eben nicht mit“, ärgert sich ein betroffener Kunde, der auch eine Klage vorbereitet.
Kein System, kontert Wizz Air die Vorwürfe. Man sei bestrebt, qualitativ hochwertige Dienstleistungen, niedrigste Tarife und transparente Richtlinien für Zusatzgebühren anzubieten. Jeden Passagier, der andere Erfahrungen mache, ermutige man, Wizz Air zu benachrichtigen, „damit jeder Fall sorgfältig untersucht werden kann“.
Aus Lieferantenkreisen hört man übrigens, dass keine Airline in Wien so gut organisiert sei und derart beinhart verhandle wie die Ungarn.
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