Wiener sehen Vorteile vom Wohnen am Land, Umzug aber selten Thema
Die Wienerinnen und Wiener sehen durchaus Vorteile des Lebens am Land. Geschätzt werden dabei die Natur in der unmittelbaren Umgebung und ein eigener Garten vor der Haustüre. Pläne, tatsächlich ins Grüne zu übersiedeln, schmiedet aber nur ein kleiner Teil. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Instituts Marketagent, an der sich 500 Stadtbewohner beteiligt haben.
Wer in der Bundeshauptstadt lebt, bewohnt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Wohnung. Konkret tun dies laut Umfrage rund 85 Prozent der Wiener. Bei sieben von zehn ist diese gemietet. Nur 13 Prozent wohnen in einem Haus. Konstatiert wird in diesem Zusammenhang eine deutliche Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Denn sechs von zehn Wienerinnen bzw. Wiener würden ein Haus bevorzugen, knapp die Hälfte träumt davon, dieses auch selbst zu besitzen. Eine Mietwohnung bevorzugt hingegen nur jeder Fünfte.
Durchschnittlich leben die Befragten bereits seit rund 36 Jahren in Wien. Immerhin mehr als die Hälfte hat häufiger Gelegenheit zu einem Besuch in einem anderen Bundesland - etwa weil die Befragten dort einen Zweitwohnsitz haben. Als Vorteile des Lebens außerhalb der Stadt wurden die Natur (68,6 Prozent), die gute Luft (66,8 Prozent), die Ruhe (62,6 Prozent) oder auch der eigene Garten (59,8 Prozent) genannt.
Wirklich weg wollen aber nicht viele. Nur 14 Prozent planen dies in den nächsten drei Jahren. Sechs von zehn Befragten sind hingegen überzeugt, auch weiterhin in der Bundeshauptstadt wohnen zu wollen. Je älter die Stadtmenschen sind, desto unwahrscheinlicher ist ein baldiger Umzug aufs Land: Mehr als drei Viertel der 60- bis 75-Jährigen verschwenden daran keinen Gedanken, hieß es.
Dafür kann dies unter den 20- bis 29- bzw. 30- bis 39-Jährigen nur jeweils die Hälfte gänzlich ausschließen. Auch Personen mit einem Zweitwohnsitz außerhalb von Wien ziehen einen Wohnortwechsel in ein anderes Bundesland deutlich häufiger in Erwägung als jene ohne Zweitwohnsitz. Möglicherweise, so wird vermutet, sind erstere bereits auf den Geschmack des Landlebens gekommen.
Wenn der Wunsch besteht, in den nächsten Jahren aus Wien wegzuziehen, hegen die Befragten diesen meist schon länger - vier von zehn seit mittlerweile mehr als drei Jahren. Gesucht wird anscheinend gerne der Kontrast: Denn es gilt je kleiner, desto besser. Die bevorzugte Wohnregion bei einem Umzug wäre für jeden Zweiten eine ländliche Gemeinde mit bis zu 5.000 Einwohnern. Knapp ein Viertel würde eine Kleinstadt wählen und 16 Prozent eine Stadt mittlerer Größe. Nur für gut jeden Zehnten wäre eine Großstadt mit mehr als 50.000 Einwohnern bei einem Wohnortwechsel die Region der Wahl.
Die wichtigsten Motive für einen Abschied aus Wien sind mit 58 Prozent der Wunsch nach einem eigenen Garten bzw. die Naturnähe. Immerhin 44 Prozent nannten die Zuwanderung nach Wien als Grund dafür, selbst abzuwandern. 43,5 Prozent stört die Hektik in der Stadt, ein Drittel berichtet von einem Gefühl steigender Unsicherheit. Dies könnte, so vermutet Marketagent, auch mit dem Terroranschlag Anfang November zusammenhängen.
Wien hat aber auch vieles zu bieten, das die Einwohner im Falle eines Umzuges offenbar schmerzlich vermissen würden. An erster Stelle steht dabei die gute Infrastruktur. Knapp sechs von zehn Personen würden sich nach dem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetz, rund jeder Zweite nach dem breiten Angebot an Einkaufsmöglichkeiten sowie der hohen Verfügbarkeit an Fachärzten und Apotheken sehnen, erklärte Marketagent Geschäftsführer Thomas Schwabl. Auch Kultur und Kulinarik sowie die Nähe zu Verwandten und Freunden wurde hier genannt.
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