Wien will Schwarzarbeit schärfer kontrollieren
Wien will Verstöße gegen Lohn- und Sozialdumping schärfer kontrollieren. Damit sollen dem "Pfusch" und der Unterbezahlung von Arbeitern ein Riegel vorgeschoben werden, sagten Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (beide SPÖ) am Montag in einer Pressekonferenz. Die "Sorgenkinder" von Politik und Behörden sind vor allem die Branchen Bau und Gastronomie.
Gesetzliche Neuregelung
Seit Jahresbeginn gilt in Österreich eine gesetzliche Neuregelung, mit welcher Lohn- und Sozialdumping weiter eingedämmt werden soll. Ausgeweitete Lohnkontrollen und höhere Verwaltungsstrafen sind wesentliche Punkte der Novelle. Zwecks möglichst effizienten Vollzugs in Wien hat die Stadt zu einem Gipfeltreffen mit Politik, Sozialpartnern, Behörden und Krankenkassen eingeladen, dessen Ergebnisse nun präsentiert wurden.
" Schwarzarbeit schädigt alle"
Handlungsbedarf bei Scheinfirmen
Hundstorfer selbst sieht noch Handlungsbedarf bei Scheinfirmen. Hier sei man gerade dabei, die legistischen Mittel weiterzuentwickeln, kündigte der Sozialminister an - denn: "Hier müssen wir noch besser werden."
Was Wien betrifft, sind abseits schärferer Kontrollen ausreichende Schulungen für jene Behörden, die das Bundesgesetz vollziehen, sowie halbjährliche Vernetzungstreffen aller eingebundenen Stellen geplant. "Das erste wird schon in ein paar Wochen stattfinden", freute sich Brauner.
Die wachsende Arbeitslosigkeit und die konstant hohe Steuer- und Sozialabgaben-Last werden den "Pfusch" in Österreich heuer weiter steigen lassen. Die Schattenwirtschaft dürfte 2015 das dritte Jahr in Folge zunehmen und auf 21,35 Mrd. Euro bzw. 8,14 Prozent des BIP klettern, nimmt der Linzer Volkswirtschafts-Professor Friedrich Schneider an. Das ist EU-weit der niedrigste Wert.
Größter Verlierer beim "Pfusch" sei der Staat, dem dadurch Steuern und Sozialbeiträge in Höhe von 2 bis 3,5 Mrd. Euro pro Jahr entgehen, so Schneider. Die Steuerverluste selbst würden sich deshalb in Grenzen halten, da das "schwarz" verdiente Geld sofort wieder im offiziellen Wirtschaftskreislauf ausgegeben werde. Weiterer Verlierer seien die Krankenversicherungen, die Kosten zusätzlicher Unfälle bzw. von Arbeitsunfähigkeit der Pfuschern tragen müssten.
Österreich Schlusslicht
In Österreich dürfte heuer die Schattenwirtschaft um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen. Abgesehen vom Anstieg von 5,75 Prozent im Jahr 2014 ist dies das stärkste Plus seit 2011. Quantitativ am bedeutendsten ist die Schattenwirtschaft in Wien mit 5,88 Mrd. Euro sowie in den großen Bundesländern Ober- und Niederösterreich mit 3,57 bzw. 3,46 Mrd. Euro.
8,33 Mrd. Euro "schwarz" umgesetzt
Historisch gesehen war der "Pfusch"-Anteil am BIP hierzulande vor einem Jahrzehnt spürbar höher. Von 2003 bis 2005 etwa war der Kuchen jeweils 10 bis 11 Prozent groß, bis 2008 schrumpfte er stetig bis auf 8,1 Prozent. Dann, im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise, wuchs er 2009 auf 8,5 Prozent, um danach im Zuge des etwas kräftigeren Wirtschaftswachstums wieder bis auf 7,5 Prozent im Jahr 2013 zu sinken; 2014 waren es 7,8 Prozent.
Experte für anreizorientierte Bekämpfung
Es sei Aufgabe der staatlichen Institutionen, des Bundes, der Länder und der Kommunen, sich mit allen Mitteln für eine verstärkte anreizorientierte Bekämpfung der Schwarzarbeit einzusetzen, so Schneider. Geschehen könne dies durch eine befristete Rückvergütung der Mehrwertsteuer bei arbeitsintensiven Dienstleistungen, die Einführung einer steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen und Investitionen im Haushalt (bis zu 2.000 Euro pro Haushalt p.a.) für das ganze Jahr und nicht gedeckelt. Zudem sollten Firmen, die "schwarz" arbeiten oder arbeiten lassen, für 3 bis 5 Jahre von öffentlichen Aufträgen gesperrt werden. Und es sollten auch die Lohnnebenkosten sinken, um den "Pfusch" unattraktiver zu machen.
Kommentare