Wer hinter der Marke Palmers steckt

Das Traditionsunternehmen Palmers (515 Mitarbeiter, 113 Filialen) steckt in der tiefsten Krise seiner Firmengeschichte. Am vergangenen Freitag wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet. Der Schuldenberg (69,19 Millionen Euro) ist höher als der Umsatz (66,6 Millionen Euro). Nun soll ein neuer Investor die Sanierung finanzieren und das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur bringen. Unklar ist, ob die Alteigentümer an Bord bleiben oder ihre Anteile an den neuen potenziellen Investor abgeben.
Vor neun Jahren sind die drei Brüder Marc, Tino und Luca Wieser mit einer Investoren-Gruppe um den früheren Red-Bull-Manager Gernot Friedhuber bei Palmers eingestiegen. Heute gehört die Wäschefirma der P Tex Holding, die jeweils zur Hälfte Luca und Tino Wieser sowie der Liechtensteiner CFA Contact-Finanz und Handels AG der Familie Hutman gehört.
Im Dienste Benettons
Die Wieser-Brüder sind Enkel der Maßschneider Josef und Friederike Knilli, die ein gleichnamiges Modehaus in Graz führten. Bei den Großeltern haben die Sprösslinge ihre ersten Erfahrungen mit dem Textilgeschäft gemacht. In den ersten drei Jahren hatte Marc Wieser, heute 52, das Ruder bei Palmers in der Hand. Er ist zuvor durch eine besonders harte Schule gegangen. Er war zwölf Jahre lang persönlicher Assistent des italienischen Modemachers Luciano Benetton im Veneto.
„Ich habe in meinen ersten zwölf Jahren bei Benetton insgesamt drei Wochen Urlaub gehabt“, erzählte Marc Wieser vor Jahren dem KURIER. „Luciano Benetton hat mich geschunden, er hat mich aber auch unterstützt und ich habe von ihm viel gelernt.“ Danach hat Wieser rund 15 Jahre lang als Franchisenehmer Benetton-Megastores in Graz, Vösendorf und Wien geführt. Er wollte eigentlich schon mit Benetton 2003 Palmers erwerben, kam aber damals nicht zum Zug. Knapp drei Jahre nach der Übernahme der Firma Palmers zog sich Marc Wieser „wie angekündigt aus der operativen Führung des Unternehmens aus privaten Gründen zurück“, hieß es in einer Aussendung.
Der Finanzspezialist
In der Palmers-Geschäftsführung saß ab Ende 2015 auch Tino Wieser, heute 51. Er gilt als der Finanzspezialist unter den Brüdern. Er war jahrelang im Textilhandel tätig, unter anderem für Benetton, Nike und Sisley; von 2001 bis 2013 als Franchisenehmer für Benetton Megastores. Danach wechselten die Brüder ins Beratergeschäft. Tino Wieser erzählte vor Jahren dem Standard, dass seine Eltern pleitegegangen sind.
Tino Wieser saß bis Anfang Februar 2024 in der Palmers-Geschäftsführung und zog sich dann auf die Eigentümerrolle in der P Tex Holding zurück.
Ebenso der jüngste der drei Wieser-Brüder, der 42-jährige Luca Matteo. Er war sieben Jahre lang Berater seiner Brüder, als die hierzulande Benetton-Megastores betrieben. Danach war er fünfeinhalb Jahre in einer Investmentbank tätig und ein Jahr lang war er im Bereich Mergers & Acquisitions bei Red Bull beschäftigt. Anfang Februar 2024 schied er als Vorstand der Palmers Textil AG aus und ist heute Geschäftsführer der P Tex Holding.
Der Immo-Investor
Als weiterer Manager bei Palmers an Bord war Matvei Hutman, 49, nämlich von Dezember 2016 bis Februar 2024. Die Familie Hutman ist über die Liechtensteiner CFA Contact-Finanz und Handels AG 50-Prozent-Teilhaber von Palmers. Matvei Hutman ist u. a. geschäftsführender Gesellschafter des Immobilienentwicklers Valetono Development GmbH.
Ob ein neuer Investor einsteigt, sollte sich schon in der ersten Gläubigerversammlung am 4. März abzeichnen.
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