Weniger Getreide wegen des Klimawandels

Weniger Getreide wegen des Klimawandels
Die Debatte über die Zukunft der Lebensmittelproduktion gerät zur Farce. Die Vertreter der Bauern klagen über einander widersprechende Vorgaben.

Die Getreideproduktion in Österreich dürfte heuer um rund sechs Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr. Die lange Trockenperiode im Mai hat negative Auswirkungen auf den Ertrag. Allerdings mit großen regionalen Unterschieden. Die Erntemenge in Oberösterreich wird wohl steigen. Im Burgenland gibt es hingegen ein deutliches Minus. Zuletzt betrugt der Selbstversorgungsgrad bei Getreide noch 95 Prozent.

Die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig „die regionale Lebensmittelversorgung ist“, lautet die Botschaft von Niki Berlakovich. Der frühere Landwirtschaftsminister und nunmehrige Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland hält den Ausbau von künstlicher Bewässerung für notwendig. Sonst werde es künftig Probleme bei der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln geben.

Wunschzettel

Versorgungssicherheit ist nur ein Punkt auf dem Wunschzettel der Gesellschaft an die Landwirte. Eingefordert wird auch eine weitgehende Ökologisierung mit der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Und das alles, ohne dass die Preise deutlich steigen.

Weniger Getreide wegen des Klimawandels

Josef Moosbrugger.

Das wird es so nicht spielen, ist der Präsident der Landwirtschaftskammer, Josef Moosbrugger, überzeugt. Wer meint, man könne mit weniger Dünger und Pflanzenschutz die Versorgungssicherheit aufrecht erhalten, „kennt die Realität in der Landwirtschaft nicht“.

Deutliche Einbußen

Bei der Umstellung von konventioneller auf biologische Landwirtschaft sinken die Erträge. Wie stark die Einbußen sind, hängt von der Feldfrucht ab. Beim Sojaanbau sind es einige wenige Prozent, bei Kartoffeln allerdings rund 50 Prozent. Man müsste also die Anbaufläche bei der Umstellung von konventionellen auf biologischen Anbau verdoppeln, um denselben Ertrag zu erzielen.

Durch das Verbot von Pflanzenschutzmitteln kommt es beim Anbau von Zuckerrüben immer wieder zu Totalausfällen. Massiv betroffen ist auch Raps. Moosbrugger: „Wir werden ohne Pflanzenschutzmittel die Produktion in diesen Bereichen nicht aufrecht erhalten können.“

Mehr Importe

Natürlich kann man Zucker, Raps oder Kartoffeln auch aus dem Ausland importieren. Allerdings ohne Mitspracherecht bei den dortigen Produktionsbedingungen. Zuletzt wurden Kartoffeln aus Ägypten importiert.

Es werden in Österreich nicht nur Speisekartoffeln angebaut – sondern auch Kartoffeln, die allein zur Produktion von Stärke verwendet werden. Stärke wird etwa für Suppen, Soßen, Süßspeisen und Babynahrung verwendet. Man kann natürlich versuchen, auf diesen Flächen andere Feldfrüchte anzubauen. Allerdings muss man dann auch die Stärke für die oben genannten Produkte aus dem Ausland importieren.

Bei dem durchaus komplexen System der Nahrungsmittelproduktion ist es oft ähnlich wie im Fußball. Experte kann jeder sein. In der EU wird derzeit intensiv über den künftigen „Green Deal“ diskutiert. Allerdings, wie Moosbrugger kritisiert, „ohne Einbindung der Agrarier“. Es kann der Eindruck entstehen, dass es weniger um die Frage geht, wie man die Landwirtschaft besser organisieren kann, sondern vielmehr darum, wie man es anstellen muss, um ein Maximum an Fördermitteln aus dem EU-Topf zu lukrieren.

Mehr Subventionen

Wobei der Förderbedarf bei zunehmender Ökologisierung deutlich steigt, weil die Förderungen für die Biolandwirtschaft deutlich höher sind als für die konventionelle Landwirtschaft.

Moosbrugger hält nichts davon, den Anteil der Biolandwirtschaft in Österreich weiter zu erhöhen, ohne sich auch die Frage zu stellen, ob man die zusätzlichen Produkte verkaufen kann. Die Schweiz und Deutschland haben ihre Bioproduktion deutlich ausgeweitet. Deutschland war bisher der Hauptexportmarkt für Bioprodukte aus Österreich.

Anbauflächen
Einen  deutlichen Rückgang bei der Anbaufläche  wird es verglichen mit 2019 bei Sommergerste (12,3 Prozent), Raps  (11,9 Prozent ) und Zuckerrübe (5,6 Prozent) geben. Im Fünf-Jahres-Vergleich  sind es bei der Rübe 30,8 Prozent.

Ertragseinbußen
Von 2019 auf 2020 sank der Gesamtertrag von Hartweizen um 16,3 Prozent und bei der Sommergerste um 26 Prozent.

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