Warum heimische Dieselfahrer auf der Strecke bleiben

Warum heimische Dieselfahrer auf der Strecke bleiben
Nach deutschem Diesel-Gipfel sehen Regierung und Hersteller vorerst keinen Grund für Aktionen

Zuerst im April dieses Jahres zwei Straßenzüge in Hamburg, ab Jänner nächsten Jahres große Teile des Stuttgarter Zentrums und in Teilen Frankfurts. In deutschen Städten werden Fahrverbote für ältere Dieselautos schon zur Realität. Weitere Metropolen mit besonders schlechter Luft wie Berlin, Köln, Bonn, Essen, Dortmund, Bochum oder München könnten folgen. Damit dieses Szenario nicht zur Realität wird, hat die deutsche Bundesregierung am Montag Abend erneut einen Diesel-Gipfel abgehalten. Ergebnis: Bis zu 1,5 Millionen Besitzer von in 14 Regionen zugelassenen, älteren Dieselautos erhalten Umtauschprämien oder eine Umrüstung der Hardware des Autos.

Problem: Die beschlossenen Maßnahmen sind nicht mit den Herstellern akkordiert. Verpflichtet werden könnten ohnehin nur deutsche Autobauer, deren Modelle in dem Land auch eine Betriebsgenehmigung erhalten. Ausländischen Herstellern kann die deutsche Regierung laut Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nichts vorschreiben, ihre Typengenehmigung aus dem jeweiligen Land gilt EU-weit.

Ablehnung

Hinzu kommt, dass die Hersteller von einer Hardwareumrüstung wenig halten. Zum einen bezweifeln sie die Wirksamkeit, zum anderen wollen sie keine Haftung übernehmen. Zudem kommt die Umrüstung mit je nach Modell einigen tausend Euro teuer. Und schließlich können ältere Diesel mit den Abgasnormen Euro 1 bis 4 (bis Erstzulassung Ende 2010) gar nicht hardwaretechnisch umgerüstet werden.

BMW und Opel lehnen die Umrüstung generell ab, auch, weil eine entsprechende Lösung je nach Modell einige Monate bis zur Marktreife und Genehmigung des Umbaus benötigen könnte. VW zeigt sich hingegen gesprächsbereit, will aber, dass alle Hersteller – auch die ausländischen – mitmachen. Die Gesamtkosten einer Umrüstung oder eines Umtauschs will aber auch VW nicht zur Gänze übernehmen. Die Umstiegsprämie wird je nach Modell und Alter zwischen 4000 und 5000 Euro liegen. Der französische Renault-Konzern bietet bis Ende November bis zu 10.000 Euro.

Und wie stellt sich die Situation in Österreich dar?

Politik

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) äußerte sich am Rande einer Pressekonferenz auch zum Thema Diesel: „In Österreich gibt es keine Fahrverbote und das steht derzeit auch nicht zur Diskussion. Was hingegen schon immer wieder besprochen wird, ist die Möglichkeit einer Verschrottungsprämie.“ Spruchreif sei aber auch diese Variante im Moment noch nicht, sagt der Minister. Dies wäre angesichts einer Hochkonjunktur kontraproduktiv.

Hersteller

Christian Pesau vom Arbeitskreis der Autoimporteure will die Entwicklung in Deutschland abwarten, kann sich aber auch hierzulande einen weiteren Dieselgipfel – wie von Arbeiterkammer und Verkehrsclub Österreich gefordert – vorstellen. Ebenso wie Umweltprämien. Die Porsche Holding, Österreichs größter Autohändler, winkt aber bezüglich Prämien bereits ab.

Autobesitzer

Die deutsche Dieseldiskussion bedeutet für Österreich laut ÖAMTC „im Grunde gar nichts“. Betroffen wären nur heimische Dieselfahrer, die in deutsche Städte mit Fahrverboten wollen. Allerdings müssen Dieselbesitzer seit mehreren Monaten mit einem größeren Wertverlust ihres Fahrzeugseinpreisen. Die Debatte hat am Gebrauchtwagenmarkt ihre Spuren hinterlassen.

Autokäufer

Vielfahrer sind laut ÖAMTC aufgrund des niedrigeren Verbrauchs nach wie vor gut mit einem Diesel bedient. Bei einem Neukauf mache es Sinn, sich ein Auto der aktuellsten Abgasnorm Euro 6dtemp (alle seit September neu zugelassenen Modelle) anzuschaffen. Bei kleineren Fahrzeugen, die wenig und vorwiegend innerstädtisch eingesetzt werden, seien tendenziell Benziner besser.

Indes hat sich VW von dem infolge des Abgasskandals wegen Betrugsverdachts inhaftierten Audi-Chef Rupert Stadler einvernehmlich getrennt. Die Zahlungsansprüche lägen bei deutlich weniger als einer Million Euro.

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