Warum die Finanzmärkte auf die US-Wahl gelassen reagieren

Händler an der Börse Frankfurt
Börsen sollten mit Ergebnissen gut leben können, meinen Experten. Nur wenig Änderungen in Wirtschaftspolitik zu erwarten.

Wenn Wahlergebnisse kaum Überraschungen bringen, so bedeutet das in der Regel für die Börsen: Business as usual. So auch am Mittwoch nach Vorliegen der Ergebnisse der Kongress-Wahlen in den USA. Der Dollar gab zwar gegenüber anderen Währungen nach, allerdings in überschaubarem Rahmen. Der Euro stieg im Gegenzug bis 9 Uhr auf 1,1458 Dollar nach 1,1428 beim Richtkurs vom Dienstag.

Europas Börsen eröffneten mehrheitlich mit Gewinnen. Der DAX in Frankfurt etwa legte 0,91 Prozent auf 11.588,50 Punkte zu, der Wiener Leitindex ATX 0,9 Prozent. Das Börsegeschehen wurde eher von Quartalszahlen beherrscht (z.B. BMW, adidas oder voestalpine).

Berechenbarer

"Die Börsen sollten mit diesem Wahlergebnis ganz gut leben können", kommentierte Thomas Altmann von QC Partners. Eine weitere Steuerreform dürfte nach Ansicht des Fondsmanagers damit zwar vom Tisch sein. Dafür werde Trump zumindest innenpolitisch berechenbarer. Auf den Handelsstreit mit China habe das Ergebnis keine unmittelbaren Auswirkungen. "Hier kann Donald Trump ohne den Kongress handeln und verhandeln", sagte Altmann weiter.

"Das Ergebnis ist ein klares Unentschieden ohne große Folgen für die amerikanische Wirtschaftspolitik oder für Finanzmärkte. Da die beiden Häuser des Kongresses sich gegenseitig blockieren, läuft es auf eine Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners hinaus“, schließt sich Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, an. „In der Außen- und Handelspolitik ändert sich nichts.“

Steigende Risiken

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sieht hingegen steigende Risiken im Handelskonflikt. „Wenn Trump künftig innenpolitisch weniger frei agieren kann, dann ist es nicht ausgeschlossen, dass er im Bereich der Außenwirtschaftspolitik - wo er weitgehend freie Hand hat - umso entschiedener auftritt.“ Er rät der EU dazu, Trump den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Dazu muss die EU bereit sein, Zölle deutlich zu senken. So könnten die Autozölle auf das niedrige amerikanische Niveau gedrückt werden.“

Auch ifo-Präsident Clemens Fuest erwartet keine Verbesserungen für Europa im Streit über Zölle. „Zudem wird Trump weitere Steuersenkungen, die er plant, nicht durchsetzen können. Zweitens muss im März 2019 die Obergrenze für die Staatsschulden erhöht werden. Die Demokraten könnten dafür Maßnahmen zum Abbau des Budgetdefizits verlangen, also eventuell Steuererhöhungen. All das bedeutet, dass der schuldenfinanzierte Boom in den USA schneller enden könnte als bislang erwartet.“

Kommentare