Warum der Goldpreis von einem Hoch zum nächsten eilt

Warum der Goldpreis von einem Hoch zum nächsten eilt
Flucht in Sicherheit: Die Finanzkrise trieb Edelmetall vor Jahren auf seinen höchsten Preis. Jetzt wird Gold abermals teurer.

Ähnlich schnell wie in den vergangenen Wochen ist der Goldpreis bisher nur einmal in der langen Handelsgeschichte des begehrten Edelmetalls gestiegen. Vor etwa acht Jahren war das. Damals trieb die Folge der schweren Finanzkrise den Goldpreis auf ein Rekordhoch von 1.921 Dollar (1.715 Euro) je Feinunze (etwa 31,1 Gramm).

Momentan sorgt der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China für eine Preisrally. Mitte der Woche knackte der Goldpreis erstmals seit mehr als sechs Jahren wieder die Marke von 1.500 Dollar. Die Dynamik der Preisentwicklung ist beachtlich und zeigt Ähnlichkeiten mit dem Rekordanstieg im Jahr 2011. Seit Anfang Juni hat Gold etwa 17 Prozent an Wert gewonnen.

In neuen Sphären

Stärkster Preistreiber ist der eskalierende Handelskonflikt zwischen China und den USA und die Furcht vor einem Währungskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Die jüngste Zuspitzung der Lage hatte an den Finanzmärkten heftige Kursturbulenzen und eine verstärkte Flucht in sichere Anlagehäfen ausgelöst, zu denen auch Gold gezählt wird.

"Gold ist auf dem Weg in neue Sphären", beschrieb Rohstoffexperte Daniel Briesemann von der Commerzbank die Lage. Wie stark das Edelmetall derzeit als Anlageform gefragt sei, zeigten die "andauernden ETF-Zuflüsse", sagte Briesemann. Dabei handelt es sich um Wertpapiere, die es ermöglichen in Gold zu investieren, ohne es lagern zu müssen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete von Zuflüssen in Gold-ETF's von 3,5 Tonnen alleine am vergangenen Dienstag, dem Tag nach den heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Sinkende Zinsen

Neben der Sorge vor dem Handelskonflikt wird die starke Goldnachfrage auch mit sinkenden Zinsen erklärt. Nachdem die US-Notenbank Fed den Leitzins Ende Juli erstmals seit mehr zehn Jahren gesenkt hatte und weitere Senkungen in Aussicht stellte, folgten dem Beispiel zuletzt verschiedene Notenbanken aus dem asiatisch-pazifischen Raum, darunter die Zentralbank von Indien. Gold wirft keine Zinsen ab, das Edelmetall wird aber bei den derzeitigen Mini-Zinsen für Anleger attraktiver und befeuert die Nachfrage.

Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus berichtete von einer zuletzt steigenden Nachfrage vor dem Hintergrund der jüngsten Turbulenzen. Seiner Einschätzung nach hatten Investoren den Beginn des jüngsten Höhenflugs des Preises im Juni noch für Gewinnmitnahmen genutzt, also Gold verkauft.

Eine Beschreibung, die auch vom Rohstoffhändler Oliver Heuschuch von Degussa Goldhandel geteilt wurde, der auch von vermehrten Gewinnmitnahmen im Juni und teilweise auch im Juli sprach. "Erst gegen Ende Juli kamen die Goldkäufer wieder verstärkt in den Markt", sagte Heuschuch.

Zwei Monate von 1.300 bis 1.500 Dollar

Im andauernden Höhenflug brauchte der Goldpreis etwas mehr als zwei Monate, um die Spanne von 1.300 Dollar bis 1.500 Dollar zu bewältigen. Bei der Rekordjagd im Jahr 2011 hatte es etwa sieben Monate gedauert, bis diese Wegstrecke überwunden war. Dann dauerte es noch einmal etwa vier Monate, bis der Goldpreis sein bisheriges Allzeithoch im September 2011 erreicht hatte.

Allerdings standen die Finanzmärkte damals unter dem Eindruck der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und der sich zuspitzenden Euro-Schuldenkrise. Augenblicklich herrscht an den Finanzmärkten zwar die Sorge vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China, auf eine schwere Wirtschaftskrise deutet aber bisher nichts.

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