VW-Skandal: Staatsanwalt ermittelt gegen Winterkorn

Martin Winterkorn: Nach mehreren Strafanzeigen wurde ein entsprechendes Verfahren gegen den Manager eingeleitet.
Vorwurf des Betrugs gegen Ex-Volkswagen-Chef. 65.000 Audis in Österreich betroffen.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitet ein Ermittlungsverfahren gegen den zurückgetretenen VW-Chef Martin Winterkorn ein. Der Schwerpunkt liege auf dem Vorwurf des Betrugs durch den Verkauf von Autos mit manipulierten Abgaswerten. "Zielrichtung der Ermittlungen ist insbesondere die Klärung der Verantwortlichkeiten", heißt es dazu in einer Erklärung der Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen.

Das Präsidium des VW-Aufsichtsrates hatte nach seiner Krisensitzung am vergangenen Mittwoch die Strafanzeige bereits angekündigt und erklärt: "Es steht nach Ansicht des Präsidiums fest, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, die auch strafrechtlich relevant sein können." Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft würden vom Konzern in aller Form unterstützt.

Weitere Vorstände beurlaubt

Außerdem sind bei Volkswagen Konzernkreisen zufolge drei weitere Vorstände beurlaubt worden. Die Entwicklungschefs der Marken Audi, VW Pkw und Porsche, Ulrich Hackenberg, Heinz-Jacob Neußer und Wolfgang Hatz seien von ihren Aufgaben entbunden worden, berichtet Reuters ohne genaue Quellen zu nennen. Laut dpa-Informationen wehrt sich Audi-Entwicklungschef Hackenberg juristisch gegen seine Suspendierung. Das Unternehmen gab keine Stellungnahme dazu ab.

65.00 Audis in Österreich betroffen

Vom Dieselskandal bei Volkswagen sind in Österreich 62.000 Audis betroffen. Rund 10.000 Autos betreffen den 1,6-Liter-Motor der Typbezeichnung EA189, 52.000 Audis die größere 2-Liter-Variante, sagte ein Audi-Sprecher der APA. Von den 11 Millionen manipulierten Volkswagen-Autos entfallen, wie seit heute bekannt ist, insgesamt 2,1 Millionen auf die Marke Audi. In der Region Westeuropa geht es um 1,42 Millionen Audi-Wagen, in Deutschland um 577.000 und in den USA 13.000.

Eine weitere VW-Tochter nannte am Montag eine Zahl: 1,2 Millionen Fahrzeuge der Marke Skoda seien von der Abgasmanipulation betroffen. An der Aufgliederung nach Regionen und Modellen arbeite man noch.

Kein Verkaufsstopp

Im Gegensatz zur Schweiz hat Österreich nicht vor, einen Verkaufsstopp von Dieselautos des VW-Konzerns zu erlassen. Einen solchen Alleingang könne sich ein EU-Land wie Österreich juristisch nicht leisten, die Schweiz agiere da in einem anderen Rechtsrahmen, sagte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums am Montag. Übers Wochenende haben Verkehrsminister Alois Stöger und sein deutscher Ressortkollege Alexander Dobrindt besprochen, dass die österreichischen und deutschen Behörden "Hand in Hand" vorgehen.

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EU sorgt sich um europäische Industrie

Der VW-Dieselskandal beschäftigt auch den EU-Wettbewerbsrat Donnerstag und Freitag dieser Woche in Luxemburg. Die Debatte über die in aller Munde befindlichen "realen Abgaswerte" sei aber schwierig und komplex, deshalb wolle man nichts vorwegnehmen. Zunächst gehe es darum, eine erste Bewertung der Causa abzuwarten - alle Überprüfungen seien im Laufen. Wesentlich werde auch sein, die Auswirkungen des Skandals auf die gesamte Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu beraten.

Volkswagen drohen zahlreiche Schadensersatzklagen. In den USA sei eine erste Klage von Aktionären anhängig, berichtete das Handelsblatt in seiner Onlineausgabe. Ein Pensionsfonds aus Michigan habe diese wohl erste Aktionärsklage auf den Weg gebracht. ADR-Investoren hätten durch die Abgas-Affäre Hunderte Millionen Dollar verloren, so der Klagevorwurf. Die VW-Aktie gab zum Wochenauftakt erneut stark nach. Sie lag Montagmorgen zeitweise um mehr als sechs Prozent im Minus.

Schwarzenegger: "Verbraucher wollen sauberere Autos und werden sich nicht mit weniger zufriedengeben"

Außerdem wurden zahlreiche weitere Klagen in mehreren US-Staaten eingereicht. Die Anwälte argumentieren damit, dass VW die Kunden getäuscht habe. Diese hätten mehr gezahlt, um vermeintlich umweltfreundliche Autos zu fahren. Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger machte seiner Empörung auf Facebook Luft: Er sei "höllisch wütend" auf VW.

Ein 44-jähriger Videoproduzent aus San Francisco bringt es auf den Punkt: "Ich fühle mich abgezockt und für dumm verkauft, wie alle anderen auch. Wenn ich fahre, habe ich das Gefühl, die ganze Gegend zu verpesten."

Die deutsche Regierung will die Einführung eines neuen Testverfahrens zur Messung von Spritverbrauch und CO2-Emissionen bei Neuwagen vorantreiben. Die Gespräche dazu auf EU-Ebene seien so gut wie abgeschlossen, sagte eine Sprecherin des deutschen Umweltministeriums am Montag in Berlin. Nach dem Willen der Regierung solle das neue Verfahren ab 2017 zum Einsatz kommen.

Neuwagen verbrauchen um 40 Prozent mehr als versprochen

Zur Begründung hieß es: Bei dem bisherigen Verfahren bestehe eine Diskrepanz zwischen den Testergebnissen und den realen Werten im Straßenverkehr. Genau an dieser Stelle hakt auch die Kritik des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) ein. "Laut einer neuen Studie des Forschungsinstituts ICCT verbrauchen Neuwagen im Schnitt um 40 Prozent mehr Sprit als Herstellerangaben versprechen", so VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen am Montag. Der VCÖ fordert, dass die Hersteller die Modelle mit starken Abweichungen zurückrufen und nachrüsten, damit die angegebenen Verbrauchs- und Schadstoffwerte eingehalten werden.

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