Voestalpine: Neue Hochöfen im Ausland?

Ein Arbeiter in Schutzkleidung hantiert mit flüssigem Metall in einer Gießerei.
Klimapolitik. Verschmutzungszertifikate würden Konzern Milliarden kosten. Chef Eder fordert eine Änderung.

Der heimische Stahlriese voestalpine spürt die Ukraine-Krise und die EU-Sanktionen gegen Russland praktisch nicht. "Wir sind in Russland ausschließlich im Projektgeschäft", begründet voestalpine-Chef Wolfgang Eder, "wir haben keine permanente Lieferbeziehungen in Russland." Entspannt ist Eder auch wegen der Erzlieferungen aus der Ukraine, die immerhin ein Drittel des Gesamtbedarfs ausmachen. Die Lieferungen laufen, so Eder am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten, wie seit 30 Jahren problemlos. Für etwaige Ausfälle habe man aber vorgesorgt.

Zu teure Umwelt

Weit mehr Sorgen machen dem voestalpine-Boss die Energie- und Umweltpolitik der EU. Durch die geplante weitere Reduktion der CO2-Emissionen bis 2030 um bis zu 45 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 sei die energieintensive Industrie in Europa – vor allem Stahl und Zement – gefährdet und drohe abzuwandern. Wer mehr Kohlendioxid ausstößt als ihm zusteht, muss dafür "Verschmutzungszertifikate" kaufen. Die EU will dafür einen Mindestpreis von 30 bzw. 40 Dollar je Tonne CO2 festlegen. Das würde die voestalpine laut Eders Rechnung zwischen 2021 und 2030 in Summe 2,3 Milliarden Euro kosten. Was Eder besonders schmerzt: Die Hochöfen der Voest zählen mit einem CO2-Ausstoß von 1,4 bis 1,5 Tonnen pro Tonne Stahl zu den "saubersten" in ganz Europa.

Abwanderung?

Ein Mann mit Brille gestikuliert vor einem Mikrofon.
Belegschaftvertreter hadern mit Aussagen von voestalpine-Chef Wolfgang Eder
Die nächsten Voest-Hochöfen könnten daher – betonte Eder einmal mehr – außerhalb Österreichs gebaut werden. Sein Zeitplan: "In zehn Jahren kommen wir in Linz bei zwei von drei und in Donawitz bei beiden Hochöfen ans Ende des Lebenszyklus." Das bedeute, dass 2019/’20 entschieden werden muss, ob die Hochöfen in Österreich, in Europa oder in Übersee gebaut werden. Konkrete Alternativ-Standorte zu Österreich will Eder nicht nennen.

Als Voraussetzung für einen Verbleib in Österreich oder zumindest in der EU sieht der Voest-Boss neben einer Trendwende in der Klimapolitik auch eine einheitliche EU-Energiepolitik. Derzeit gebe es viel zu viele nationale Alleingänge. Parallel dazu müsse das Leitungsnetz in Europa ausgebaut werden.

Kommentare