Voestalpine-Chef Wolfgang Eder: US-Strafzölle verschärfen Armut

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder: US-Strafzölle verschärfen Armut
Die Handelspolitik der USA gefährden das austarierte System des Welthandels, sagt Voestalpine-Vorstandschef Wolfgang Eder.

Die US-Handelspolitik wirkt sich auf die internationalen Handelsströme stärker als auf das eigene Land aus. Die Effekte, die sich dadurch immer stärker abzeichnen, sind alarmierend, sagt Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender des Stahl- und Technologiekonzerns voestalpine. Auf die US-Zölle gegen Stahl und Aluminium folgten Vergeltungszölle seitens der EU und China. Außerdem haben viele Staaten Klagen bei der Welthandelsorganisation WTO eingebracht.

„Zu Recht, denn es ist nicht hinzunehmen, dass ein Land versucht, einseitig den Welthandel zu beeinflussen“, meint Eder. Die Handelsströme haben sich bei Stahl mittlerweile zu Ungunsten Europas verschoben. Die Stahlproduktion sank hier von 2017 bis 2018 um 0,4 Prozent, in den USA stieg sie um fünf Prozent, im „Rest der Welt“ – in Herstellerländern wie Russland, China, Indien und der Türkei – legte sie um 8,5 Prozent zu.

Auch Lebensmittel betroffen

Aber nicht nur Stahl, auch Konsumgüter und Lebensmittel sind inzwischen von den US-Maßnahmen und den Gegenmaßnahmen betroffen. „Durch diese Verkettung wird der globale Handel verteuert“, sagt Eder.

Ein Spiel mit dem Feuer. Denn der Welthandel ist ein fein austariertes System, das über 40 Jahre lang aufgebaut wurde, so der voestalpine-Chef weiter. Es habe große Schritte gegeben, wie die Einbindung der ehemaligen Ostblockländer und Chinas, das Erstarken der Tigerstaaten (Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong) und Südamerikas – in letzterer Region gehe es allerdings aus Eigenverschulden mittlerweile wirtschaftlich wieder bergab.

Mehr Konflikte

„In Summe ist Armut und Hunger auf der ganzen Welt zurückgegangen. Durch die Interessensbalance gibt es heute davon weniger als je zuvor“, sagt Eder. Wenn jetzt jedes Land wieder nur das mache, was am besten für es sei, würde das zu mehr Konflikten und Armut führen.

Europa mache sich in dieser Situation kleiner und schwächer als es sei. Die EU müsse einheitlicher und stärker auftreten, sie sei immerhin der potenteste Wirtschaftsraum der Welt. „Stattdessen tun wir alles dafür, dass sich nichts ändert“, sagt Eder, der in diesem Zusammenhang von einem „europäischen Minderwertigkeitskomplex“ spricht.

Statt wirtschaftlich aufsteigende Länder zu bewundern, sollte man sich auf die eigenen Stärken besinnen. Im Auto- und Maschinenbau, in der Luftfahrt, im Pharma- und Bio-Tech-Bereich sei Europa führend. „Dennoch reden wir nur über die anderen. Das finde ich dramatisch.“ Wenn sich nicht bald etwas ändert, gibt sich Europa laut Eder zu leicht geschlagen und die Kräfte auf der Welt sind nicht so verteilt, wie sie wirklich sind.

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