Sind Rüstungsgeschäfte korruptionsanfälliger und warum, fragte der KURIER den Korruptionsbekämpfungsexperten Martin Kreutner.
„Rüstungsgeschäfte sind ihrer Natur und weltweiter Erfahrung nach leider per se sehr korruptionsanfällig. Es geht um sehr, sehr hohe Summen, ein hohes Ausmaß an Geheimhaltung ist involviert, politische und Block-Interessen sind de facto unvermeidbar, der Markt ist sehr überschaubar, und vielfach bestehen Monopol-Konstellationen. Und auch Gegengeschäfte haben, wie man weiß, ein hohes Potenzial für Missbrauch und deliktische Umgehungsfinanzierungen.“
Auch Österreich habe mit der Eurofighter-Beschaffung schlechte Erfahrungen gemacht. Eine vom Verteidigungsministerium selbst eingesetzte Taskforce „hat große Unregelmäßigkeiten, etwa massive Täuschungshandlungen zum Nachteil der Republik, erhoben und angezeigt“. Deshalb habe man sich vor acht Jahren öffentlichkeitswirksam klar gegen Gegengeschäfte ausgesprochen.
Risiko
Zu den Plänen der neuen Regierung über sogenannte industrielle Kooperationen ist Kreutner sehr skeptisch. „Jetzt will man Gegengeschäfte wieder einführen? Dieser erneute Meinungswandel ist schwer nachvollziehbar, zumindest das abstrakte Risiko für Missbrauch und Machenschaften steigt dadurch signifikant.“ Es bleibe zu hoffen, „dass wir in einigen Jahren nicht eine Eurofighter-2.0-Causa zu tragen haben“.
Finanzprokuratur-Chef Wolfgang Peschorn arbeitete 2017 für Hans Peter Doskozil Empfehlungen „zur nachhaltigen Verhinderung von unzulässigen Beeinflussungen bei Beschaffungen“ aus. Er meinte, dass selbst staatliche Sicherheitsinteressen, die unbestritten besondere Vertraulichkeit erfordern würden, eine intransparente Beschaffungsentscheidung nicht rechtfertigen können. Um Einfluss zu nehmen, „suchen die Anbieter seit Jahrhunderten die Nähe von staatlichen Entscheidungsträgern“.
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