Warum der US-Shutdown die Börsen ziemlich kalt ließ
Der mit 41 Tagen längste Shutdown der US-Geschichte ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Mit der Unterschrift eines Übergangshaushalts bis Ende Jänner beendete US-Präsident Donald Trump die seit Anfang Oktober Sperre des Staatshaushaltes. Hunderttausende Beschäftigte der Bundesbehörden wurden wegen der Haushaltssperre nicht mehr bezahlt und viele staatliche Dienstleistungen wurden gestrichen oder zurückgefahren.
Ökonomen sehen den Shutdown relativ entspannt. "Weil die Gehälter nachbezahlt werden, dürften sich die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen in Grenzen halten", sagt etwa Christoph Balz von der Commerzbank. "Wir erwarten unverändert, dass die US-Wirtschaft wegen der günstigen Finanzierungsbedingungen weiter mit Wachstumsraten um zwei Prozent expandiert. Ohnehin zeigen etwa die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe keine Entlassungswelle an."
Ähnlich gelassen haben sich in den vergangenen Wochen die US-Börsen gezeigt. Sie konnten leichte Zugewinne erzielen. Der Dow Jones schaffte am Ende des Shutdowns sogar ein Rekordhoch.
Diese stabile bzw. positive Entwicklung ist nicht unüblich. Laut einer Analyse der Carson Group betrug die durchschnittliche Rendite des S&P 500 während früherer Shutdowns etwa 0,3 Prozent. Dieses Mal waren es 2,4 Prozent. Während des letzten Shutdowns, ebenfalls unter Präsident Trump im Jahr 2018 und mit 35 Tagen die bisherige Rekorddauer, stieg der S&P 500 sogar um mehr als 10 Prozent. Beim Nasdaq 100 waren es nun plus 2,9 Prozent, der Dow Jones legte sogar 3,9 Prozent zu.
"Shutdowns wirken meist wie ein Hindernis, aber selten wie ein Auslöser für starke Marktkorrekturen", heißt es seitens des US-Investmenthauses SimCorp. Die wesentlichen Gründe dafür: Einerseits läuft die private Wirtschaft ziemlich ungestört weiter (abseits etwa von Flugausfällen infolge von Personalmangel bei der Flugsicherung). Andererseits stehen bei Anlegern andere Themen wie Unternehmensergebnisse oder die Zinspolitik stärker im Fokus. Und die Unternehmenszahlen für das abgelaufene dritte Quartal fielen zumeist recht gut aus.
Für Verunsicherung sorgt nach Ende des Shutdowns nun aber die weitere Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Laut dem Kapitalmarktstrategen Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets schwinden nach einigen zurückhaltenden Äußerungen von Fed-Mitgliedern derzeit die Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung. Die vom Markt eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine dritte Zinssenkung in diesem Jahr ist unter 50 Prozent gefallen. Die Unsicherheit wird noch erhöht vom Warten auf Konjunkturdaten, die nach dem Ende des Shutdowns wohl bald wieder veröffentlicht werden.
Auch der Bitcoin leidet unter dieser Verunsicherung. Er setzte am Freitag die Kursverluste der vergangenen Handelstage fort und fiel weiter unter 100.000 Dollar gefallen. Zeitweise wurde sie bei knapp unter 96.000 Dollar (82.623 Euro) gehandelt und damit auf dem tiefsten Stand seit Mai. Im Verlauf der vergangenen Handelswoche verlor der Bitcoin etwa 3.000 Dollar.
Gold hingegen ist in instabilen Zeiten meist eine Bank. So auch dieses Mal. Der Kurs legte rund 10 Prozent zu.
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