Corona-Tourismuseinbußen könnten auf 4 Billionen Dollar steigen

Für den Strandurlaub braucht es einen QR-Code
Mangel an Impfungen belastet vor allem Entwicklungsländer. Vollständige Erholung erst 2023 erwartet.
Die wirtschaftlichen Einbußen für den weltweiten Tourismussektor in der Coronapandemie könnten sich nach UN-Angaben auf mehr als 4 Billionen Dollar (3,4 Billionen Euro) summieren. Wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) und der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) hervorgeht, führt insbesondere der Mangel an Impfungen in Entwicklungsländern zu wachsenden Schäden für die Branche.

"Der Tourismus ist ein Rettungsanker für Millionen von Menschen", erklärte UNWTO-Generalsekretär Zurab Pololikashvili. Fortschritte bei der Impfkampagne, um damit einen "sicheren Neustart" für den Tourismus zu ermöglichen, seien "entscheidend" für die Arbeitsplätze in dem Bereich; vor allem viele Entwicklungsländer seien in hohem Maße vom Tourismus abhängig.

Heuer dürfte der Tourismus dem Bericht zufolge stagnieren und sich erst 2023 vollständig erholt haben. Im vergangenen Jahr haben demnach direkte und indirekte Folgen des Tourismuseinbruchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) - die Produktion von Waren und Dienstleistungen nach Abzug aller Vorleistungen - weltweit um schätzungsweise 2,4 Billionen Dollar geschmälert. Nach UNWTO-Angaben waren international etwa eine Milliarden weniger Touristen unterwegs als im Jahr davor, ein Einbruch von 73 Prozent.

Öffnungsschritte

"Die Aussichten für dieses Jahr sehen nicht viel besser aus", sagte UNCTAD-Experte Ralf Peters. "Die ersten drei Monate waren wieder schlecht, es wurde nicht viel gereist." Man erwarte allerdings - auch dank Impffortschritten - eine gewisse Erholung in der zweiten Jahreshälfte, zumindest für Nordamerika und Europa. Covid-19-Impfungen und -Zertifikate sind laut der Studie immens wichtig, um das Vertrauen in den Auslandstourismus wiederherzustellen, der für viele Länder eine wichtige Lebensader darstellt. Vor allem kleine Inselstaaten seien hier wirtschaftlich stark abhängig. Dort hingen viele Jobs am Tourismus.

Heuer sei im Vergleich zu 2019 ein Minus von 1,7 bis 2,4 Billionen Dollar zu befürchten - vor allem, wenn das Impftempo in Ländern mit niedrigen Einkommen nicht rasch anziehe, so die Organisationen. Entsprechend litten diese Länder am meisten, während die Erholung in reichen Ländern mit hohen Impfraten - etwa Frankreich, Deutschland, die Schweiz, Großbritannien und die USA - schneller komme. Viele Länder haben ihre Reisebeschränkungen noch nicht aufgehoben.

Bedrohung

"Im internationalen Tourismus sind wir auf dem Niveau von vor 30 Jahren, also im Grunde in den 80er-Jahren", sagte UNWTO-Fachfrau Zoritsa Urosevic. "Viele Lebensgrundlagen sind wirklich bedroht." Derzeit belastet nicht nur in Europa die Ausbreitung der Coronavariante Delta den Neustart der Reisebranche.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von Impfnationalismus in reichen Ländern und moralischem Versagen. Einige Regierungen hätten einen Großteil des knappen Impfstoffs aufgekauft statt sich einer solidarischen Verteilung in aller Welt anzuschließen. Während mancherorts bereits junge gesunde Menschen geimpft würden, setzten Pflegekräfte in anderen Ländern ihr Leben bei der Versorgung von Coronakranken täglich aufs Spiel, ohne selbst geimpft zu sein.

Kommentare