Twitter könnte Aktien-Preis nochmals anheben

Auch wenn - im internationalen Vergleich - wenig Österreicher "zwitschern" (lesen Sie mehr dazu unten): Der Kurznachrichtendienst Twitter ist neben Facebook eine der tragenden Säulen der Social-Media-Welt. Nun will sich der US-Konzern auch an der Börse beweisen - und die Aufregung ist groß.
Denn Twitter wird bei seinem Börsengang aufgrund einer starken Nachfrage wahrscheinlich deutlich mehr Geld einnehmen als bisher gedacht. Die Aktien würden nun für 23 bis 25 Dollar pro Stück (bis zu 18,51 Euro) angeboten, teilte der Kurznachrichten-Dienst am Montag mit.
Mit der Sache vertraute Personen sagten Reuters am Abend allerdings, der endgültige Preis werde wohl noch höher liegen, weil vor allem institutionelle Anleger großes Interesse hätten. Dabei waren bereits 25 Dollar ein Aufschlag von bis zu 25 Prozent auf die zuletzt angepeilte Spanne. Neben der Nachfrage spielt Twitter offensichtlich auch die derzeit ganz allgemein robuste Verfassung der Aktienmärkte in die Hände.
13,6 Mrd. Euro
Der US-Konzern will 70 Millionen Aktien verkaufen und könnte - bei einem Ausgabepreis von 25 Dollar - damit bis zu 1,75 Milliarden Dollar (1,30 Mrd. Euro) einnehmen. Inklusive der üblichen Mehrzuteilungsoption ("Greenshoe") wären es zwei Milliarden. Insgesamt wäre Twitter dann an der Börse mit 13,6 Milliarden Dollar bewertet. Twitter ist seit Facebook vor eineinhalb Jahren der am meisten beachtete Börsengang. Bei Facebook hatten Banken den Preis vor dem Debüt in die Höhe getrieben, an der Börse stürzten die Papiere dann schnell ab.
Das Twitter-Management wirbt derzeit intensiv bei potenziellen Investoren für die Aktien. Am Montag trafen die Manager im Hotel Ritz Carlton in San Francisco etwa 120 Anleger, wurden dort aber nicht zu der heraufgesetzten Preisspanne befragt.
Ein mit den Details vertrauter Insider sagte Reuters, die Nachfrage nach den Aktien übersteige das Angebot inzwischen massiv. Daher könnten es sich die börsenbegleitenden Banken erlauben, vor allem solche Investoren herauszusuchen, die die Aktien für eine längere Zeit halten wollten und nicht unmittelbar nur schnell Kasse machen wollten. Zudem seien auch Fonds, die eigentlich nicht bei Börsengängen zugreifen würden, an Twitter-Papieren interessiert. Zum Teil wollten sie bis zu zehn Prozent der verfügbaren Aktien ordern, hieß es in den Kreisen. Es sei aber unwahrscheinlich, dass sie diesen Wunsch erfüllt bekämen.
Startschuss am Donnerstag
Die Investmentbank Goldman Sachs organisiert den Börsengang federführend. Auch JPMorgan und Morgan Stanley helfen. Ein Hinweis auf eine starke Nachfrage ist zudem, dass Twitter die Zeichnungsfrist für die Papiere um einen Tag verkürzte. Nun können Investoren ihre Wünsche nur noch bis Dienstagmittag (Ortszeit) anmelden. Der genaue Ausgabepreis soll am Mittwoch bekannt gegeben werden. Der Handelsstart in New York ist dann für Donnerstag vorgesehen.
Im Patent-Clinch mit IBM
Twitter verwies am Montag auch auf ein Risiko für Investoren. Das Unternehmen habe einen Brief von IBM erhalten. Der Technologie-Riese werfe Twitter vor, gegen mindestens drei IBM-Patente in den USA zu verstoßen.
In Österreich spielt Twitter für die Werbewirtschaft derzeit kaum eine Rolle. Auf der Twitter-Website für Werbekunden, business.twitter.com, lässt sich Österreich als Standort nicht einmal auswählen. Während Österreichs Unternehmen für Facebook-Werbung jährlich mehrere Millionen Euro ausgeben - 2012 waren es laut einer Studie von Werbeplanung.at an die 7 Mio. Euro - ist Twitter als Werbemittel hierzulande noch nicht angekommen. Für die Werbewirtschaft ist der Kurznachrichtendienst vorerst eine Randerscheinung. "Twitter hat derzeit keine ökonomische Relevanz", sagte der Chef von Werbeplanung.at, Bernd Platzer, gegenüber der APA.
Twitter spricht die heimische Werbebranche auch gar nicht konkret an. Im Gegensatz zu deutschen Firmen bleibt österreichischen Werbekunden als Standort nur die Kategorie "Other". Nach Freischaltung gibt es die Möglichkeit, sein Konto oder einzelne Botschaften, sogenannte "Tweets", zu bewerben. Anstatt bezahlte Werbung zu schalten, legen Firmen oft selbst Accounts an, um so ein Netzwerk aufzubauen. Die Erfolge halten sich dabei aber stark in Grenzen.
Stagnation
Laut dem Social Media Radar der Agentur Digital Affairs gibt es mit Stand Ende August 2014 in Österreich 93.357 Twitter-Accounts, aber nur 35.430 User "twittern", also schreiben selbst Nachrichten. Seit gut einem Jahr stagnieren die Nutzerzahlen in Österreich. Facebook hingegen zählt mittlerweile 3,2 Mio. Accounts.
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