Türkei: Tourismus als Lichtblick in der Wirtschaftskrise

Während Investoren das Land scheuen, kehren die Urlauber wieder zurück. Auch aus Österreich.

Terrorwelle, Putschversuch, Grundrechtsverletzungen – alles vergessen. Die Türkei ist als Urlaubsland zurück. Der drastische Verfall der Landeswährung Lira macht das Land als Reiseziel auch für neue Zielgruppen aus dem Nahen Osten, China, Russland und Osteuropa erschwinglich. Im dritten Quartal besuchten 18,8 Millionen Touristen das Land, ein Plus von 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Zahl der österreichischen Türkei-Urlauber erreichte mit bisher 330.000 wieder das Niveau von 2016. Im Vorjahr gab es einen Einbruch auf 288.000. „Der Tourismus hat sich wieder voll erholt“, berichtet Georg Karabaczek, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Istanbul. Die Höchststände von 500.000 Österreich-Urlaubern werde man aber so schnell nicht wieder erreichen.

Vor allem der Kreuzfahrt- und der Kongresstourismus seien wegen der Terrorgefahr eingebrochen. „Wenn es keine Bomben gibt, kommt dieser in zwei bis drei Jahren wieder.“ Beim deutschen Reiseveranstalter TUI liegt die Türkei bereits wieder auf Platz zwei der beliebtesten Auslandsziele – hinter Mallorca. Viele Reiseveranstalter haben ihre Türkei-Angebote für 2019 bereits aufgestockt.

Lira-Talfahrt

Abseits des Tourismus sieht es für die türkische Wirtschaft 2019 düster aus. Die Lira hat seit Jahresbeginn 40 Prozent an Wert verloren, die Inflation ist auf 25 Prozent hochgeschnellt. Private Firmen sitzen auf einen gigantischen Schuldenberg, Karabaczek rechnet mit einer Pleitewelle. „Die Wirtschaftskrise ist teilweise schon voll da, mit viel Glück wird es im nächsten Jahr ein Nullwachstum geben“.

Mangels vertrauensbildender Maßnahmen der Regierung Erdoğan blieben ausländische Investoren aus. Ein Viertel der österreichischen Firmen – es gibt 200 Niederlassungen im Land – würde wegen der niedrigen Kosten aber bereits zusätzliche Investments überlegen.

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