Trotz Corona rege Nachfrage nach Sommerurlaub

im_urlaub_am_strand_von_tel_aviv.jpg
Das Fernweh ist groß. In einer Befragung gaben 98 Prozent an, heuer eine Reise zu planen.

Die Sehnsucht nach Urlaub steigt wohl mit jedem zusätzlichen Tag im Lockdown. Trotz der kritischen Infektionslage und der britischen Coronavirus-Mutation sei die Nachfrage nach Reisen "sehr gut", sagte die Vorständin des größten heimischen Tourismuskonzerns Verkehrsbüro, Helga Freund, laut "Kleine Zeitung".

Einer Kundenumfrage zufolge planen heuer 98 Prozent der 4.500 Befragten eine Reise. Daheimbleiben möchte so gut wie niemand. "Das ist ein absoluter Rekordwert", so Freund.

Fast zwei Drittel wollen zwei bis dreimal im Jahr verreisen - so die Corona-Pandemie es zulässt. Eine Rückkehr auf ein Niveau wie vor Covid-19-Zeiten werde nur stufenweise erfolgen. "Wir gehen davon aus, dass diesen Sommer wieder mehr gereist werden kann - ich hoffe, es geht doch schneller mit den Impfungen." Die Sehnsucht nach Reisen sei jedenfalls sehr groß. "Bei kurzfristigen Lockdowns oder Grenzschließungen werden wir umbuchen oder kulant stornieren", versprach die Managerin.

Vorfreude auf Saison

Ein Hotelsterben im großen Stil ortet Freund nicht: "Unsere Partner sind alle zuversichtlich, dass das eine gute Saison wird." Der Corona-Impfstoff dürfte auch für mehr Bewegungsfreiheit sorgen. Sie könne sich schon vorstellen, "dass die Impfung für Reisen sehr wichtig werden wird".

Mit den ersten Covid-Impfungen sei das Interesse der Menschen an Urlaubsreisen spürbar gestiegen, sagte der Sprecher der Tiroler Reisebüros in der Wirtschaftskammer, Andreas Kröll, zur "Tiroler Tageszeitung" (Montagsausgabe). "Wir haben jetzt wieder täglich Buchungen für den Sommer, aber es ist bei Weitem noch nicht so wie in einem normalen Jänner - die Leute wollen weg und dann vor allem ans Meer."

Derzeit sind die Kataloge der Reisebüros für den Sommer noch etwas dünner als in den vergangenen Jahren. "Die Veranstalter waren über den Winter sehr abwartend, weil nicht klar war, wie der Sommer wird. In den nächsten Wochen wird das Angebot deutlich mehr werden", kündigte Freund an. Laut Kröll hätten sich zudem viele Reiseanbieter dazu entschlossen, heuer ihre Sommerprogramme etwas später als üblich zu drucken oder vorerst ganz darauf zu verzichten und die Angebote online bereitzustellen.

Frühbucher

Die Reiseexperten raten vor allem bei Flugreisen zum Frühbuchen. "Im Sommer 2021 wird es wesentlich weniger Flüge geben als in Vor-Coronazeiten. Wer mit dem Flugzeug verreisen will, ist gut beraten, bald zu buchen", betonte Kröll, der auch Chef des Tiroler Reiseveranstalters Christophorus Reisen ist.

Reiseveranstalter locken Frühbuchende zudem mit ausgeweiteten Stornobedingungen. "Bei Ruefa bieten wir Pauschalreisen für Mittelmeerdestinationen an, die bei Buchung bis Ende März ohne Angabe von Gründen bis 14 Tage vor Reiseantritt kostenlos storniert werden können", erklärte Freund. Wer sich Reisen selbst zusammenstelle, Flüge im Internet buche, habe ein hohes Risiko, warb sie für die Pauschalreisen, die der Verkehrsbüro-Konzern anbietet, zu dem neben den Ruefa-Reisebüros auch die Austria-Trend-Hotels und die Incoming-Agentur Eurotours gehören. "Das sagen auch die Konsumentenschützer klar", bekräftigte die Vorständin.

"Wenn man Einzelleistungen über Internetportale bucht, ist man nicht selten alleingelassen - in der Pandemie haben Tausende gestrandete Reisende dort niemanden mehr erreicht", so Kröll. Pauschalreisende hingegen genießen in solchen Fällen durch das Pauschalreisegesetz einen besonderer Schutz. Der Tourismusexperte empfiehlt den Abschluss einer Reiseversicherung. Die Europäische Reiseversicherung biete nun auch eine Stornodeckung bei einer Covid-19-Erkrankung kurz vor Urlaubsantritt.

"Wenn Reisen wieder möglich ist, wird das vor allem in Europa sein - deshalb bieten wir jetzt schon einige Pauschalreisen an", sagte Freund. Das seien vor allem Ziele am Meer etwa in Griechenland, Italien oder Kroatien. "Da wird es eher beschränkte Kapazitäten geben", führte sie als einen weiteren Grund für ihre Empfehlung an, früh zu buchen. "Wir reden ja jetzt vor allem über Juli und August. Es geht sozusagen um null Risiko für alle, die sich ihren Sommerurlaub zum richtigen Termin am Wunschplatz sichern wollen."

Nahe Ziele

"Die Adria und Italien werden heuer ein Revival erleben", erwartet Kröll. Auch er geht davon aus, dass Mittelmeerdestinationen insgesamt stark nachgefragt sein werden. Italien, Kroatien und Griechenland stünden ganz oben auf der Liste der Reiseziele der Österreicher. Das deckt sich auch mit den Ergebnissen der Umfrage unter den Kunden der Verkehrsbüro Group: 62 Prozent planen demnach, innerhalb Europas zu verreisen. Ein Viertel zieht es in die Ferne, am liebsten nach Thailand, auf die Malediven und in die USA. Aber besonders bei Fernreisen muss man laut Freund und Kröll abwarten, wie sich die Situation entwickelt. "Das wird wahrscheinlich erst wieder im Herbst oder im kommenden Winter möglich sein", präzisierte Freund.

So hat etwa Australien angekündigt, im Jahr 2021 voraussichtlich auf Einreisen für touristische Zwecke verzichten zu wollen. "Damit fällt schon einmal ein ganzer Kontinent als Reiseziel weg", verdeutlichte Kröll. Kreuzfahrten würden ebenfalls wieder nachgefragt, hier hätten Kunden bereits für das Jahr 2022 reserviert. "Wir haben Expeditionskreuzfahrten für den Sommer 2022, die jetzt schon völlig ausgebucht sind", so Freund.

Nachdem im vergangenen Jahr Urlaub im eigenen Land hoch im Kurs stand, gaben bei der Ruefa-Umfrage nur 14 Prozent an, heuer innerhalb Österreichs verreisen zu wollen. Freund, die auch Chefin des größten heimischen Incoming-Reisebüros Eurotours ist, sieht aber bereits eine große Nachfrage aus dem Ausland. "Viele Niederländer und Deutsche haben bereits ihren Sommerurlaub in Österreich gebucht." Aus diesen Ländern bestehe auch bereits starke Nachfrage für die nächste Wintersaison.

Zur Verkehrsbüro-Gruppe gehören 22 Hotels, Campingplätze, Eventgastronomie in Palais und das Wiener Café Central. Geplant ist eine Digitalisierungsoffensive in allen Bereichen. Die Gruppe beschäftigt 3.000 Mitarbeiter.

Innerhalb des Konzerns stehen weitere Umstrukturierungen an - der Vorstand wurde bereits zum Jahreswechsel von drei auf zwei Personen verkleinert - Martin Winkler als Geschäftsführer und Freund stehen an der Spitze der Gruppe. Weitere Sparmaßnahmen werden geprüft. Für Details sei es zu früh.

Das Geschäft ist jedenfalls coronabedingt weggebrochen. "Wir gehen in der Ruefa davon aus, dass der Umsatz heuer bei 50 Prozent des Umsatzes von 2019 liegen wird - 2020 waren wir 70 Prozent hinter 2019", berichtete Freund. "Den Winter können wir natürlich völlig abhaken. Für den Sommer sind wir optimistisch." Eine Rückkehr auf das Niveau von 2019 erwartet die Vorständin "ungefähr 2023". "Wir haben noch eine Durststrecke vor uns", weiß die Managerin.

"Unsere Bilanz wird rot sein, das geht gar nicht anders." Die Verkehrsbüro-Gruppe sei trotzdem gut aufgestellt und "wir haben Eigentümer, die uns unterstützen (AVZ-Stiftung und Wr. Städtische, Anm.)". Die Hoffnung liege nun auf dem Sommer und den Impfungen.

Kommentare