Wie ein Familienbetrieb aus NÖ mit Bio-Tofu auf Expansionskurs ist

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Sojarei aus Traiskirchen profitiert von der steigenden Nachfrage nach der Eiweißbombe. Jetzt wurde der Produktionsstandort erweitert und 30 Mitarbeiter neu eingestellt.

Vorbei sind die Zeiten, als Tofu nur etwas für Asiaten oder radikale Fleischverweigerer war. Das eiweißhaltige Sojaprodukt ist vom Nischenprodukt in den 1980er und 1990er-Jahren zum Verkaufsschlager in den Supermarkt-Regalen geworden. Und die Nachfrage steigt weiter. Auch deshalb, weil aus dem „faden, weißen Tofu-Block“ ein vielfältiges, buntes Sortiment in Kombination mit Kräutern Gemüse und Gewürzen entstanden sei, erläutert Sojarei-Geschäftsführer Christoph Eschner dem KURIER.

Der Familienbetrieb aus Niederösterreich profitiert vom Tofu-Trend und expandiert. Am Firmenstandort in Traiskirchen wurden kürzlich um sieben Millionen Euro eine 800 m2 große zusätzliche Halle errichtet. Das Investment ermögliche eine Erweiterung der Produktionskapazität um mindestens ein Drittel auf mehrere Tausend Tonnen Tofu pro Jahr, sagt Eschner. Die Zahl der Mitarbeiter konnte dadurch um 30 auf 110 aufgestockt werden.

Als Tofu-Pionier startete die Sojarei bereits 1984 in Baden. Die Anfangsjahre gestalteten sich schwierig, Ende der 1990er-Jahre wurde ein Investor gesucht und mit Gerhard Eschner gefunden. Er übernahm im Jahr 2000 und baute den Betrieb zu Österreichs größtem Tofu-Hersteller und führenden Unternehmen am Markt für vegane Lebensmittel aus.

Ungewöhnlich: Die Sojarei wird von drei Generationen gelenkt: Eigentümer Gerhard Eschner hat seinen Sohn Andreas und seinen Enkel Christoph in die Geschäftsführung geholt. Auch Christophs Mutter und seine Schwester arbeiten mit.

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Drei Generationen an der Spitze: Eigentümer Gerhard Eschner (re.) mit Sohn Andreas (li.) und Enkel Christoph  

Produziert werden in Traiskirchen mehr als 20 verschiedene Sorten von Bio-Tofu für die Handelsmarken der großen Lebensmittelketten Spar, Billa, Lidl und Hofer sowie für die Gastronomie. Der Trend gehe dabei zu Convenience-Produkten, die rasch verarbeitet werden können. Durch die Standort-Erweiterung könne man nun auf neue Wünsche der Handelspartner in Bezug auf Sortimentserweiterung besser eingehen, ergänzt Eschner. „Wir wollen keine Fleischimitate, sondern Tofu als Grundnahrungsmittel etablieren.“

Etwa die Hälfte der Produktion wird in die Nachbarländer exportiert, vor allem nach Deutschland und in die Schweiz, wo der Austro-Tofu gut ankommt.

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Auswahl an Tofu-Variationen

Lokaler Anbau

Im Gegensatz zu Mitbewerbern stammen die Sojabohnen aus „maximal 100 Kilometer entfernten“ Anbaugebieten in Niederösterreich und dem Burgenland. Die Herkunft ist auf jeder Packung genau vermerkt. Die Sojarei kooperiert mit bio-zertifizierten Bauern. Die regionale Wertschöpfung sei zwar ein Kaufargument, meint Eschner, doch würden die Konsumenten auch beim Bio-Tofu zunehmend auf den Preis achten und gestiegene Kosten könnten nicht einfach weitergereicht werden.

Stolz ist die Firma auf ihre ökologische Energiegewinnung, die sukzessive ausgebaut wird. Die Betriebsanlagen werden zur Gänze mit Ökostrom versorgt, auch das für die Produktion benötigte Gas soll nach und nach ersetzt werden. Der Strombedarf wird durch PV-Anlagen auf den Dächern der Produktions- und Logistikhallen abgedeckt – an sonnigen Tagen sogar zu 70 Prozent. Für die Kühlung und Heizung der neuen Halle wurde eine Wärmepumpenanlage installiert.

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