Alleingang der Mexikaner in Serbien?

Das Telekom Srbija Gebäude mit mehreren Personen vor dem Eingang.
Die TA bietet um die Telekom Srbija nicht mit. Sie hat kein Okay für eine Kapitalerhöhung.

Die beim Abschluss des Syndikatsvertrags mit dem mexikanischen Mehrheitseigentümer America Movil im April 2014 vollmundig angekündigten großen Expansionspläne für die teilstaatliche Telekom Austria (TA) dürften ein schöner Traum bleiben. Denn bereits bei der ersten großen Expansionsmöglichkeit in Südosteuropa, dem Verkauf des Staatsanteils an der Telekom Srbija in Serbien, wird die TA wohl nicht mitmischen können.

"Eher nicht"

Zwar hat die TA dem Vernehmen nach in Belgrad grundsätzlich ihr Interesse für den Deal angemeldet. Ein verbindliches Angebot bei der Anfang August startenden konkreten Ausschreibung dagegen wird sie – ist aus Eigentümerkreisen zu hören – "eher nicht" abgeben.

Aus Geldmangel: Obwohl die TA derzeit über eine "Kriegskasse" von rund 1,2 Milliarden Euro verfügt, wäre für den Kauf der Telekom Srbija eine neuerliche Kapitalerhöhung notwendig. Der Wert des Staatsanteils an der Telekom Srbija wird auf rund 2 Mrd. Euro geschätzt. Bereits beim ersten Versuch im Jahr 2011, das Unternehmen zu verkaufen, wollte der serbische Staat 1,4 Milliarden Euro. Die TA bot damals als einziger Interessent 1,1 Milliarden, der Deal scheiterte am Preis.

Nein zu Kapitalerhöhung

Die Kapitalerhöhung dürfte am Veto von Finanzminister Hans Jörg Schelling scheitern. Denn diese würde der dem Finanzministerium unterstellten Staatsholding ÖBIB bis zu einer halben Milliarde Euro kosten, um den Staatsanteil an der TA bei 28,4 Prozent zu halten. Was wohl dem Steuerzahler schwer zu vermitteln wäre.

Die Mexikaner ihrerseits können eine Kapitalerhöhung nicht ohne ÖBIB durchsetzen, weil sie dafür laut Syndikatsvertrag eine Dreiviertel-Mehrheit der Aktionäre brauchen. Eine Zustimmung der ÖBIB zu einer Kapitalerhöhung, ohne selbst mitzuziehen, würde den Staatsanteil unter 25 Prozent drücken. Das ist laut Gesetz eigentlich gar nicht möglich, die ÖBIB würde dann Mitbestimmungsrechte verlieren.

Alleingang

Um sich die Chance auf einen Einstieg in Serbien nicht entgehen zu lassen, bastelt America Movil dem Vernehmen nach bereits an einer Alternative: Der Konzern des Milliardärs Carlos Slim will ohne die TA für die Telekom Srbija bieten.

Was laut Syndikatsvertrag möglich ist. Zwar verpflichteten sich die Mexikaner, dass das Telekomgeschäft in den bestehenden Märkten und "in definierten CEE-Ländern, darunter Polen, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Rumänien, Albanien und Ukraine exklusiv über Telekom Austria, welche dabei auch die strategische Managementverantwortung haben soll, abgewickelt werden soll...". Allerdings nur so lange die ÖBIB "...kein Veto gegen Kapitalerhöhungen ausübt".

Kritiker fürchten allerdings, dass America Movil dann bald das Interesse an der TA, die Drehscheibe für die Osteuropa-Expansion sein sollte, verlieren könnte.

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