Schwere AK-Vorwürfe: Baut Swarovski gezielt Personal über 55 ab?

Schwere AK-Vorwürfe: Baut Swarovski gezielt Personal über 55 ab?
Mögliche Altersdiskriminierung beim Personalabbau. Büros sollen von Angestellten selbst gereinigt werden. Swarovski weist alle Vorwürfe zurück.

Die Arbeiterkammer Tirol erhebt in einer Aussendung Vorwürfe gegen das Swarovski-Management bezüglich der laufenden Personalkürzungen. Wie berichtet baut der Tiroler Kristallkonzern an seinem Hauptsitz Wattens in Tirol rund 400 Arbeitsplätze ab. Dies soll durch Kündigungen, freiwillige Abgänge sowie durch Pensionierungen bis Ende 2026 geschehen. Bis dahin soll der Mitarbeiterstand am Stammsitz von aktuell 2.480 auf rund 2.100 sinken

Es würden sich jetzt Hinweise verdichten, dass "systematisch Beschäftigte über 55 Jahren gekündigt bzw. in Frühpension gedrängt werden sollen", wird AK-Präsident Erwin Zangerl zitiert. Er kündigt an, jeden Fall juristisch genau anzusehen und rechtlich dagegen vorzugehen. "Denn hier geht es um kein Kavaliersdelikt, sondern um einen Verstoß gegen geltende Arbeitsrechtsbestimmungen“, stellt Zangerl klar.  

Büroräume sollen selbst gereinigt werden

Laut Zangerl gibt es auch Einsparungen bei den Reinigungskräften. So sollen die Arbeitsräumlichkeiten, mit Ausnahme der Sanitärflächen, in Zukunft von den Beschäftigten selbst gereinigt werden.

Zudem sollen – trotz schlechter Auftragslage – weitere Arbeiten von Wattens an den Standort in Serbien ausgelagert werden. Im IT-Bereich sollen wiederum ganze Netzwerkbereiche nach Asien verlagert werden. Dies deute auf einen grundlegenden Strukturwandel hin, so Zangerl. Er warnt in der Aussendung einmal mehr vor einer Aushöhlung des Standortes Wattens.  Die Konzernführung und ihr Auftreten den Mitarbeitern gegenüber stünden ebenfalls unter Beobachtung.

Swarovski wirft Zangerl Gesprächsverweigerung vor

Swarovski-Standortleiter  Jérôme Dandrieux weist alle Vorwürfe zurück und wirft seinerseits AK-Präsident Zangerl mangelnde Kooperationsbereitschaft vor:  "Ich hätte Präsident Zangerl gerne persönlich über die aktuelle Situation und unsere Herausforderungen direkt informiert, doch mein Angebot für ein Gespräch wurde bis dato abgelehnt", heißt es in einer Stellungnahme, die dem KURIER vorliegt. 

"Wenn Vorwürfe im Raum stehen, erwarten wir, dass das direkte Gespräch gesucht wird, um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen – statt zusätzliche Unsicherheit für unsere Mitarbeitenden zu erzeugen."

"Werden keine Altersdiskriminierung dulden"

Dandrieux betont, sämtliche gesetzlichen Regeln bei den Gesprächen mit unseren Mitarbeitenden einzuhalten. "Wir werden keine Form der Altersdiskriminierung oder anderweitige gesetzwidrige Handlungen dulden." Gemeinsames Ziel der Unternehmensführung mit dem Betriebsrat sei es, für jede betroffene Person individuelle und bestmögliche Lösungen zu finden. Dazu gehöre ein umfassender Sozialplan, der vollständig aus Unternehmensmitteln finanziert werde und neben einer finanziellen Komponente auch Qualifizierungsmaßnahmen umfasse. 

"Die im November kommunizierten Stellen-Anpassungen sind schmerzhaft aber notwendig, um die Zukunftssicherheit und auch die Sicherheit des Standort Wattens gewährleisten zu können", so der Standortleiter weiter. Wattens bleibe  aber globaler Innovationshub und "unsere weltweit einzige Produktionsstätte für Swarovski-Kristalle."

Hinweis: Artikel wurde um 14.15 um die Stellungnahme von Swarovski ergänzt.

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