Studie: Familienbetriebe brauchen bei Übergabe gutes Konfliktmanagement
Die 160.000 Familienbetriebe bilden das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft, sie beschäftigen rund zwei Millionen Mitarbeiter. Die Leitbetriebe Österreich haben beim Marktforscher Werner Beutelmeyer die Umfrage „Familienunternehmen auf dem Prüfstand“ in Auftrag gegeben.
Als wichtigste Vorzüge der Familienbetriebe werden „die hohe Loyalität der Mitarbeiter, kurze Entscheidungswege, eine gemeinsame Wertebasis, Stabilität und Flexibilität“ genannt. „Die Familienbetriebe haben die Energie, weil sie nachhaltig orientiert sind und offenkundig besser gelernt haben, mit Konflikten umzugehen“, sagt Beutelmeyer. „Sie sind ein Zukunftskonstrukt, aber es gibt nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern es gibt auch Nachteile.“
Einer dieser belastenden Faktoren sei das Thema: wie gehen die Generationen miteinander um? „Wie schaffe ich es, dass die Begeisterung und Identifikation in der Familie weitergetragen wird und wie schaffe ich ein ordentliches Konfliktmanagement?“, sagt der Demoskop. „Familienbetriebe sind wesentlich sensitiver auf dem Markt unterwegs und wenn sie eine Streitkultur und Nachfolgekultur entwickelt haben, sind es tolle Konstrukte.“
Als besonders kritische Phase gilt der Generationenwechsel. „Hier macht die Umfrage eine deutliche Diskrepanz zwischen den Sichtweisen der Eltern und der Nachfolger deutlich“, sagt Beutelmeyer. „Beispielsweise betrachten 78 Prozent aller Befragten die rechtzeitige Übergabe als besonders wichtig, aber nur 64 Prozent der über 65-Jährigen. Und während 75 Prozent der Älteren eine beratende Rolle für die nachfolgende Unternehmensführung für wichtig halten, sehen das von den Jüngeren nur 43 Prozent so.“
Kein Klon
Laut Beutelmeyer soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin aber kein „Klon“ des Vaters und Großvaters sein. Dieser jungen Persönlichkeit soll die Chance gegeben werden, sich zu entwickeln. „Sie muss neue Wege gehen, das fürchten aber klassische Unternehmer wie der Teufel das Weihwasser“, sagt der Marktforscher. „Wir wissen, Innovation und Disruption vollziehen sich ausgezeichnet über den Generationswechsel. Wir müssen auch dankbar sein für Konflikte und Streit.“ Aber man müsse den Streit managen. Auch sollten die „Patriarchen“ mit ihren Nachfolgern umgehen lernen.
Das Stichwort heißt Familienverfassung, sprich die schriftliche Abfassung der Regeln, Werte und Ziele in einer Unternehmerfamilie.
„Es muss der Algorithmus gefunden werden für eine geeinte und gestärkte Unternehmerfamilie“, sagt Beutelmeyer. „Eine Familienverfassung ist ein Jahrzehnteprojekt, die wenigsten schaffen das in drei, vier Jahren.“ Wichtig sei auch das Thema Beirat. Er soll laut 81 Prozent der befragten Unternehmer aus Fachleuten bestehen. „Er sollte eine gedanklicher Sparringpartner für die Geschäftsführung sein“, meint er. Er sollte aber keine Personal- und Strategiefragen lösen.
Doppelspitze
Was die Geschäftsführung betrifft, so meinen 17 Prozent, dass sie in der Familie bleiben sollte. Fast ein Viertel ist für eine Doppelspitze aus der Familie und Externen. 47 Prozent der Befragten gaben jedoch an, dass die Frage der Geschäftsführung von der Klärung der Nachfolgefrage abhänge. Beutelmeyer: „Wir müssen der nächsten Generation die Begeisterung für das eigene Unternehmen vermitteln, wenn wir das schaffen, haben wir schon gewonnen.“
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