Streit um Vorherrschaft in USA: Glock soll Waffen vernichten

Streit um Vorherrschaft in USA: Glock soll Waffen vernichten
Pistolenbauer im Clinch: Deutsche Waffenschmiede klagt Glock, es geht um Millionen.

Es ist ein äußerst spannendes Duell zweier Büchsenmacher, das aktuell auf dem Wiener Handelsgericht ausgefochten wird. Beim Streit zwischen der deutschen Waffenschmiede Sig Sauer und seinem österreichischen Konkurrenten Glock mit Sitz in Ferlach in Kärnten und Deutsch-Wagram in Niederösterreich geht es um die Waffenvorherrschaft auf dem US-Markt.

Am Freitag fand die erste Anhörung zum Rechtsstreit statt. Bei den Glock-Handfeuerwaffen der „Generation 5“ und „Glock 19X“ soll laut einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg ein Patent für einen Verschluss verletzt worden sein. Sig Sauer fordert nun, dass Glock die Produktion der umstrittenen Waffen einstellt. Betroffene, bereits produzierte Waffen sollen zerstört werden, fordert der Glock-Konkurrent. Die Einnahmen aus bisherigen Verkäufen sollen offengelegt werden, um fällige Patentgebühren festlegen zu können.

Glock sieht das freilich ganz anders. Ja sogar die Nichtigkeit des Klagepatentes habe man bescheinigen können, daher sei die von Sig Sauer geforderte einstweilige Verfügung gegen Glock im Rahmen der Klage am Handelsgericht von diesem rechtskräftig abgewiesen worden, sagt Glock-Anwalt Wilhelm Gösseringer.

Patentamt prüft

Im weiteren Sinne behauptet Glock, dass das Patent von Sig Sauer ungültig sei. Das geschützte Design sei nicht ausreichend neuartig. Die Gültigkeit des Patents soll vom österreichischen Patentamt geprüft werden. Richterin Monika Millet habe das Verfahren bis zu einer Entscheidung ausgesetzt, schreibt Bloomberg. Der Streitwert wurde von Millet auf 100.000 Euro festgelegt.

Der Rechtsstreit wird auch im Glock-Jahresbericht thematisiert. Insbesondere die Unterlassungspflicht würde einen massiven Einfluss auf die Glock GmbH haben, da einige der erfolgreichsten Modelle nicht mehr verkauft werden könnten, heißt es dort. Glocks Umsatz sank, wie der KURIER erst kürzlich berichtete, im Vorjahr um 35 Prozent auf 464 Millionen Euro. Der Jahresgewinn brach um 58 Prozent auf 68 Millionen Euro ein. Nachdem 2016 viele Märkte von großer Nachfrage geprägt gewesen seien, normalisierten sich diese 2017, hieß es dazu im Jahresabschluss.

Glock-Anwalt Gösseringer sagte nun vor Gericht, dass es das eigentliche Ziel Sig Sauers sei, Glock vom US-Markt auszusperren. Sig Sauers Anwalt Rainer Schultes argumentierte, dass Glock einfach zu seinem älteren „Generation 4“-Modellen zurückkehren könnte.

Traditionsreiches Duell

Duelle zwischen Sauer und Glock haben Tradition. Bisher wurde nicht um Designs, sondern um lukrative Regierungsaufträge gerungen. 2017 verlor Glock einen US-Militär-Deal. Es ging um das Army Modular Handgun System im Wert von 580 Millionen Dollar. Nachdem Sauer den Zuschlag erhielt, protestierte Glock beim Accounting Office der Regierung, blitzte aber ab.

Die Firma wurde 1963 von Gaston Glock gegründet. Das Unternehmen ist Weltmarktführer bei Behörden-Pistolen und gehört zu den größten Pistolenherstellern weltweit. Kürzlich lief ein Dokumentarfilm zu Glock in den Kärntner Kinos an.

Kommentare