
© ZB/Robert Schlesinger
Streit um energiefressende Staubsauger
Geräte mit mehr als 1.600 Watt sollen ab September nächsten Jahres verboten werden. Österreichs EU-Abgeordnete sind geteilter Meinung.
Der nächste Keulenschlag aus Brüssel, oder doch nur ein sanfter Schubser in die richtige Richtung? Die schon seit längerem bestehende Ökodesign-Richtlinie der EU-Kommission für energiesparende Geräte sorgt nun beim Verbot von energiefressenden Staubsaugern für Aufregung. Konkret sollen ab September nächsten Jahres Produkte mit mehr als 1.600 Watt Leistung und 2017 mit über 900 Watt verboten werden. Österreichs EU-Abgeordnete sind bei dem Thema, das ähnlich emotional wie die bereits umgesetzte Glühbirnenregelung aufgenommen werden dürfte, geteilter Meinung:
Richard Seeber sagte, die ÖVP stehe zum Ziel, die Energieeffizienz in Europa zu steigern. Das Gesamtziel sei richtig. Der Energieverbrauche müsse reduziert, die Stromrechnungen gesenkt und die Klimaziele erreicht werden. Jedenfalls müsste die Kraft in politische Prioritäten investiert werden und nicht in Detailregelungen.
Die SPÖ-Europamandatarin Karin Kadenbach meinte, was für Autos gilt, müsse auch für Haushaltsgeräte Gültigkeit haben. Gleiche Leistung bei weniger Energieverbrauch. Die Senkung der Watt-Leistung bei Staubsaugern sei nicht nur gut für das Klima, sondern komme auch den Konsumenten zugute.
Die grüne Europaabgeordnete Ulrike Lunacek sprach von einer Stammtisch-Rhetorik. In Wahrheit gehe es um gute Nachrichten für die Konsumenten, da Stromkosten gespart und bessere Produkte gekauft werden. Außerdem werde niemand gezwungen, seinen alten Staubsauger wegzuwerfen.
Der FPÖ-Europamandatar Andreas Mölzer wiederum ortete ein Verkaufsverbot von Staubsaugern und einen EU-Regulierungswahn. Die EU solle ein paternalistischer Obrigkreisstaat werden. Es gebe ein immer dichteres Netz von Vorschriften und Verboten.
Der EU-Abgeordnete Hans-Peter Martin bekannte sich zwar zum Energiesparen, bemängelte aber eine EU-Überregulierung. Außerdem könnten sich Lobbyisten von Staubsauger-Vertretern ein Milliardengeschäft erwarten. Die Lobbyisten-Hintergründe seien aufzuklären.
Vier Atomkraftwerke einsparen
Der in der EU-Kommission für den Bereich zuständige österreichische Vertreter Heinz Miko hatte zuvor betont, es gehe darum, Energie optimal zu nutzen und nicht zu verschwenden. Es gehe um einen Kostenvorteil für die Verbraucher. Auch bei Kühlschränken und Waschmaschinen gebe es eine solche Regelung seit Jahren. Gleiche Leistung bei weniger Energieverbrauch sei möglich. Bis 2020 hochgerechnet könnte man sich den Bau von vier Atomkraftwerken ersparen.
Umdenken notwendig
Derzeit finden sich kaum Geräte auf dem Markt, die den künftigen strengen EU-Anforderungen gerecht werden. Der durchschnittliche Staubsauger hat 2000 Watt Leistung, bei einer Saugleistung von 400 Watt. Wer etwa auf Geizhals.at einen energiesparenden Sauger sucht, wird sich schwer tun. Gefiltert werden kann nämlich nur nach Geräten mit einer Leistung von über soundsoviel Watt - nach dem Motto: Je mehr, desto besser. Insofern hat die EU-Kommission zumindest in einem Recht: Ein Umdenken wäre notwendig.
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