Steigende Gagen machen Ältere nicht arbeitslos

Im Schnitt 56 Prozent der Stellen waren auch dem AMS gemeldet.
In Branchen, in denen es regelmäßige Vorrückungen gibt, ist der Anteile älterer Arbeitnehmer höher.

Der Hauptgrund für die rasante Steigerung der Arbeitslosigkeit älterer Arbeitnehmer ist nicht das sogenannte Senioritätsprinzip, also die mit dem Alter steigenden Gehälter. Zwischen Arbeitslosigkeit und den per Kollektivvertrag geregelten Gehaltserhöhungen – etwa durch automatische Vorrückungen wie Biennalsprünge oder Quinquennien – gibt es trotz gegenteiliger Meinung vor allem in Arbeitgeberverbänden praktisch keinen Zusammenhang. Zu diesem eher überraschenden Ergebnis kommt das Institut für Höhere Studien (IHS) in einer Studie im Auftrag des Sozialministeriums.

Senioritätsprinzip

In der Praxis stimmt eher das Gegenteil: Die Untersuchung von 30 Kollektivverträgen in sieben Branchen ergab, dass der Anteil älterer Arbeitnehmer in Branchen mit ausgeprägtem Senioritätsprinzip höher ist als in Sparten, in denen es keine automatisierten Lohnsteigerungen gibt.In Zahlen: Am stärksten ist das Senioritätsprinzip in der Finanz- und Versicherungsbranche ausgeprägt. Nach 40 Berufsjahren sind 66 Prozent des Einkommens auf diesen Mechanismus zurückzuführen. Der Anteil älterer Arbeitsloser ist dagegen deutlich kleiner als in Branchen mit geringem Einfluss der Berufsjahre auf die Einkommensentwicklung. Das trifft auch auf andere Berufsgruppen mit ausgeprägtem Senioritätsprinzip – Angestellte in der Bauwirtschaft, Handelsangestellte – zu.Umgekehrt machen Arbeiter und Arbeiterinnen fast 70 Prozent aller älteren Arbeitslosen aus. Für Arbeiter gibt es kaum automatische Lohnsteigerungen.

Gehaltsverlust

Und wer über 50 ist und seinen Job verliert, hat wenig Chancen, einen neuen zu finden. Die Dauer der Arbeitslosigkeit ist bei Älteren (50+) mit durchschnittlich 152 Tagen deutlich höher als der insgesamte Durchschnitt von 119 Tagen. Wer einen Job findet, muss meist Abstriche beim Gehalt machen: Bei 61 Prozent der Älteren liegt das neue Gehalt unter der Gage vor der Arbeitslosigkeit.

Die Förderung des Wiedereinstiegs Älterer ins Arbeitsleben kommt den Staat teuer. Laut Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sind von 2015 bis 2017 insgesamt 720 Millionen Euro reserviert. Die Mittel fließen in Beschäftigungsförderung; Bildungsmaßnahmen, Arbeitsstiftungen oder Qualifizierungsförderungen. Erste Erfolge gibt es bereits. Die Beschäftigungsquoten Älterer steigen.

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