Stadler muss bei Audi das Steuer übergeben
Nach der Verhaftung von Audi-Chef Rupert Stadler musste der Aufsichtsrat des Autobauers schnell handeln. Gestern, Dienstag, bestellte er Abraham Schot zum interimistischen Vorstandsvorsitzenden. Der 57-jährige Niederländer Schot arbeitet seit vergangenem September als Vertriebsvorstand für Audi. Zuvor war er unter anderem für Volkswagen Nutzfahrzeuge sowie bei Daimler tätig.
Der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Volkswagen hat Stadler zudem von seinen Aufgaben als Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG entbunden. Die Entbindungen seien auf Bitte Stadlers erfolgt und würden vorübergehend, bis zur Klärung des Sachverhalts, der zu seiner Verhaftung geführt hat, vorgenommen, teilte Volkswagen am Dienstag mit. Diese Bitte während der Beratungen der Aufsichtsräte am Dienstag sei überraschend verkündet worden, sie habe für Erleichterung im Gremium gesorgt, heißt es aus internen Quellen.
Stadler selbst wartet im Gefängnis in Augsburg auf seine erste Vernehmung. Diese soll diese Woche erfolgen, nachdem er bisher jede Aussage verweigert hat. Eine Frist für die U-Haft gibt es in Deutschland nicht, aber die Staatsanwaltschaft muss beschleunigt arbeiten. Nach sechs Monaten muss das Oberlandesgericht prüfen, ob eine weitere Inhaftierung noch gerechtfertigt ist.
Abgehörte Telefonate
Bei den Ermittlungen gegen Stadler hat die Staatsanwaltschaft München laut Süddeutscher Zeitung auch seine Telefonate abgehört. Dies sei vor und nach einer Razzia bei Stadler in der Vorwoche geschehen. Entweder aus den dabei sichergestellten Unterlagen oder den abgehörten Telefonaten, möglicherweise aus beiden Quellen, hätten sich für die Ermittler konkrete Anhaltspunkte für den Verdacht der Vertuschung ergeben. Nach eigenen Angaben fanden sie bei ihren Ermittlungen Hinweise, dass er Zeugen oder Beschuldigte beeinflussen wollte.
Die VW-Aktie verlor am Dienstag 2,4 Prozent und war damit einer der größten Verlierer im DAX.
Kommentare