Sparprogramm: In der OMV wackeln konzernweit bis zu 2.000 Jobs

Die Anspannung in der OMV-Konzernzentrale in der Wiener Trabrennstraße war groß. Die Belegschaftsvertreter hatten am Donnerstag für 9 Uhr in das Mitarbeiter-Restaurant zur Betriebsversammlung geladen. Anlass ist das Kosteneinspar- und Effizienzsteigerungsprogramm Revo.
In Österreich soll vor allem der Bereich Corporate kräftig verschlankt werden. Dieser umfasst die Konzernspitze (CEO) und den Finanzbereich. Die Verwaltung ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen, auf weit mehr als 1000 Mitarbeiter. So hatte Ex-OMV-Chef Rainer Seele für den Finanzbereich mehr als 200 Mitarbeiter aus Rumänien nach Österreich geholt, mit lokalen (und wesentlich teureren) Arbeitsverträgen.
Wie viele Mitarbeiter in Österreich gehen sollen, ist noch nicht klar. Auf der Versammlung wurde von einer mittleren dreistelligen Zahl gesprochen. Aus dem Management hört man von rund 400 Betroffenen.
Der teilstaatliche Konzern fuhr im Vorjahr das viertbeste Ergebnis in seiner Geschichte ein. Noch habe man, wird argumentiert, die Mittel, großzügige Sozialpläne zu finanzieren. In Unternehmenskreisen wird betont, dass der Abbau so sozial verträglich wie möglich gestaltet werden soll. Was in der OMV eine lange Tradition hat.
Österreichs größtes Industrieunternehmen hat sich ein Spar- und Effizienzsteigerungsprogramm mit dem Arbeitstitel Revo verordnet, das bis 2027 abgeschlossen sein soll. Es enthält nicht nur Kürzungen in der Belegschaft, gedreht werden soll an vielen Schrauben, um Effizienz und Kundenfreundlichkeit zu verbessern.
Die OMV will nicht nur in Österreich, wo rund 5400 Mitarbeiter beschäftigt sind und das durch die hohen Lohnabschlüsse der vergangenen Jahre besonders betroffen ist, die Kosten hinunterfahren. Weltweit stehen bis zu 2.000 der insgesamt knapp 23.000 Arbeitsplätze auf dem Prüfstand, hört man aus dem Unternehmen.
Gewinneinbruch
Regional dürfte vor allem die rumänische Mehrheitsbeteiligung Petrom von Kürzungen betroffen sein. Auch die Raffinerie im bayrischen Burghausen soll ebenso wie der Standort Bratislava Teil des Sparprogramms sein.
Nicht betroffen von Revo ist Borealis. Die Chemie-Tochter wird bekanntlich mit der Tochter Borouge des OMV-Großaktionärs Adnoc (Abu Dhabi) zum Chemieriesen BGI verschmolzen.
Die OMV ist in der Branche kein Ausreißer. Kostenprogramme und Mitarbeiter-Abbau beschäftigen derzeit die Öl- und Gasindustrie weltweit. Vor allem die gefallenen Ölpreise drücken auf die Gewinne, die gesamte Branche hat im ersten Halbjahr deutlich weniger verdient als 2024. Der OMV-Gewinn brach um ersten Halbjahr um 55 Prozent auf 384 Millionen Euro ein.
Der britische Ölkonzern Shell beispielsweise will 6500 Jobs abbauen, der Halbjahres-Gewinn sank um fast ein Drittel. Chevron kürzt 1.500 Arbeitsplätze und der US-Konzern ConocoPhillips jeden vierten Job.
Gar nicht gut kommen in der OMV-Belegschaft daher derzeit die Diskussionen über eine Vergrößerung des vierköpfigen Vorstands auf wieder fünf Mitglieder an. Die Kritik lautet, „bei den Mitarbeitern wird eingespart und der Vorstand wird vergrößert“.
Konkret geht es darum, dass sich künftig ein Vorstand ausschließlich um BGI (Borouge Group International) kümmern soll. Der OMV kam im Februar die Chemie-Vorständin Daniela Vlad abhanden, ihre Agenden übernahm zusätzlich Martijn von Koten, zuständig für Fuel und die Raffinerien. Womit sich sein Aufgabenbereich stark vergrößerte. Die Frage ist nun, ob van Koten nur noch für BGI zuständig wird und ein neuer Kollege seine bisherigen Aufgaben übernimmt oder ob ein neuer BGI-Vorstand an Bord geholt wird.
Die Vorstandsdebatte kommt nicht nur wegen des Sparprogramms zu einem ungünstigen Zeitpunkt. CEO Alfred Stern wird das Unternehmen spätestens im August 2026 verlassen. Der Aufsichtsrat hat den Headhunter Heidrick & Struggles mit der Nachfolge-Suche beauftragt.

Ex-CEO Rainer Seele könnte bald als Aufsichtsrat zurückkommen
Ideal wäre ein Österreicher, der das Unternehmen kennt, meinen Insider. Chancen werden Ex-Borealis-Chef Thomas Gangl zugeschrieben. Seine Freundschaft zu Rainer Seele allerdings könnte ein Minuspunkt für den Top-Manager sein. Seeles Russland-Abenteuer kosteten die OMV 2,5 Milliarden Euro.
Wieder ins Spiel kommen könnte jetzt auch der ehemalige Vize-CEO Johann Pleininger, derzeit Chef des staatlichen Ölkonzerns von Bahrain (Tatweer Petroleum). Pleininger war in der OMV für Exploration & Production zuständig. Sein Nachfolger Barislav Gaso ist ziemlich umstritten. Er kann in der Mannschaft einem Vergleich mit Pleininger nicht standhalten. Außerdem hat er sich mit seinem streng deutschen Führungsstil ziemlich unbeliebt gemacht, wird kolportiert.
Spekuliert wird weiterhin über Seele, der in der OMV wie berichtet wieder ein und ausgeht. Er könnte bald als Vertrauter von Sultan Ahmed Al Jaber (CEO von Adnoc, Industrieminister von Abu Dhabi) auf einem Ticket der Araber im Aufsichtsrat der OMV landen.
andrea.hodoschek

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